„Wir befürchten, dass sich Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch nächste Woche in Österreich zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen wie die anstehende Einführung der Eingetragenen PartnerInnenschaft für Lesben und Schwule zu Wort melden wird“, erklärte heute Vormittag HOSI-Wien-Mitarbeiterin Helga Pankratz bei einer Pressekonferenz.
„Wir rufen daher Joseph Ratzinger auf, Österreichs Gastfreundschaft nicht zu missbrauchen und sich jeglicher Einmischung in die österreichische Innenpolitik zu enthalten.“
„Wir haben im Vorfeld bereits prophylaktisch an Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer sowie einige weitere SpitzenpolitikerInnen geschrieben und sie aufgefordert, im Falle solcher Einmischungen oder homophober Hasspredigten sofort zu reagieren und Ratzinger in die Schranken zu weisen“, berichtet HOSI-Wien-Obmann Christian Högl weiter. „Uns ist bewusst, dass der Papstbesuch für viele Gläubige ein besonderes Ereignis darstellt. Auch wenn die Öffentlichkeit durch die massenmediale Berichterstattung in Euphorie versetzt wird, finden wir, dass es dennoch eine kritische Auseinandersetzung mit der Person Joseph Ratzinger und mit gewissen Positionen der Kirche geben muss.“
Am Tod hunderttausender Menschen mitschuldig
„Die einschlägigen Ausfälle des Papstes sind leider Legion“, verweist Pankratz auf Ratzingers diesbezügliches Sündenregister. „So hat er immer wieder das Zusammenleben Unverheirateter, gleichgeschlechtliche Beziehungen und Schwangerschaftsabbruch scharf verurteilt. Homosexuelle Eheschließungen sind für Ratzinger ‚Pseudo-Ehen‘ und Ausdruck einer ‚anarchischen Freiheit, die sich fälschlicherweise als wahre Befreiung des Menschen darstellen will‘. Ratzinger hat sich auch bereits massiv in Italiens Innenpolitik eingemischt, als er die KatholikInnen des Landes dazu aufrief, nicht an einer Volksbefragung teilzunehmen, mit der über die Lockerung der Gesetze zur künstlichen Befruchtung entschieden werden sollte.“
Auch die unrühmliche Rolle des Vatikans und der römisch-katholischen Kirche in vielen Bereichen darf bei diesem Besuch kein Tabu sein, etwa ihre Mitschuld am AIDS-Tod hunderttausender Menschen durch die restriktive Haltung in Sachen HIV-Prävention und Verhütung.
Cave Benedictum
Die HOSI Wien hat im Zusammenhang mit dem Papstbesuch auch einen Flyer und ein Poster produziert: „Cave Benedictum: Gegen Homophobie. Für Nächstenliebe“, heißt es darauf (Herunterladen). Die HOSI Wien unterstützt auch die Demonstration „Nein zum Papstrummel – Gegen Sexismus, Konservativismus und Homophobie“, die am 7. September 2007, 15 Uhr, in Wien (Karlsplatz) stattfinden wird, und ruft zur zahlreichen Teilnahme daran auf.
Montag, 3. September 2007 um 21:09 Uhr
Vorerst vielen dank, dass ihr im Vorfeld – prophylaktisch an den Bundespräsidenten und PolitikerInnen geschrieben habt.
Aber ich kann es mir kaum vorstellen, dass österreichische PolitkerInnen, Kritik bzw. Widerspruch leisten werden, wenn sich Papst Benedict XVI – in die Innenpolitik einmischt und Kritik einbringen wird, was die bevorstehende Einführung der Eintragungen von schwulen und lesbischen PartnerInnenschaften betrifft. “Schließlich handelt es sich hier um den Papst und dem darf auf keinen Fall widerspruchen werden.” Furchtbar! Hier merkt man wieder, dass Österreich eigentlich stock-konservativ und durch und durch römisch-katholisch geprägt ist.
Mich als stolzen, schwulen Anglikaner (Church of England) macht das wahnsinnig und gleichzeitig traurig und wütend. Aber, kann man sich Herrn Gusenbauer vorstellen, dass er dem Papst widersprechen wird. Nein! Schließlich – war ja er mal Ministrant – und so wird für ihn – die Welt, dieses Wochenende in Ordnung sein, wenn er Bendedict XVI, die Hand geben und sich unterwerfen darf. Hier merkt man, dass die SPÖ mittlerweile neoliberale, konservative und schwulen- und lesbenfeindliche Politik betreibt, aber ja immer so weltoffen tut. Von anderen Parteien ganz zu schweigen. So darf man sich nicht wundern, dass mittlerweile ja, zwei faschistische Parteien, im österreichischen Parlament vertreten sind. Die eventuelle einzige Partei, die Kritik und Widerspruch ansprechen wird, falls sich der Papst in Bezug auf die bevorstehende Eintragung von schwulen- und lesbischen PartnerInnerschaften, Kritik einbringen wird, könnten die Grünen sein, aber auch sie vertreten immer mehr bürgerliche Werte und so.
Ich würde ja gern am Freitag zur Demo kommen und euch unterstützen, nur bin ich zu dieser Zeit noch in der Arbeit, werde mich jedoch bemühen, später zu kommen. Alleine durch meine Teilnahme möchte ich zeigen, dass ich als schwuler Anglikaner (Church of England) und stolz darauf ist, gegen die stock-konservativen Werte und Weltanschauung – des Papstes ist, schon alleine auch deswegen, da er ja kein Freund – der anglikanschischen Kirche ist, weil ja – angeblich – die römisch-katholische, die einzige wahre ist. Was soll man dazu noch sagen.
Mir ist schon klar, dass die anglikanische Kirche zur Zeit massive Probleme hat, aber das ist ja ein anderes Kapital. Vor allem machen diese, die afrikanischen, südostasiatischen und südamerikanischen Kirchen, in Bezug auf Schwule, Lesben, Priesterinnen und Bischöfinnen. Aber schließlich gibt es ja in der Episopal Church of the USA, einen schwulen Bischof, Gene Robinson und das macht uns Schwule, Lesben, Bisexuelle, TransGender, in der anglikanischen Kirche schon stolz. Es widerspricht sich ja nicht geilen, harten und wilden Sex zu lieben, zu praktizieren und gläubig zu sein. Ich sehe, ich schweife mittlerweile vom Thema ab. Warum nicht.
Ja, ich werde mich bemühen am Freitag bei der Demo zu sein und euch zu unterstützen. Bis bald und see ya
Donnerstag, 6. September 2007 um 19:27 Uhr
Leider kann ich morgen,wegen meines Spätdienstes, bei der Papst-Demo nicht teilnehmen.Ich wäre sehr gerne dabei und würde euch gerne unterstützen.
An Frau Helga Pankratz:Ja,wir kennen uns (ist schon einige Zeit her).BITTE mach so weiter!Bewundere Deine Arbeit bei der HOSI
und Deine div.Artikel in Zeitschriften und Büchern.
Liebe Grüße,Monika