Sehr geehrte Frau Stadträtin Brauner,
sehr geehrter Herr Stadtrat Mailath-Pokorny!
Die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien kann sich den Protesten gegen die Konzert- und Künstlerauswahl von „Planet Music“ (siehe nachstehende E-Mail) nur anschließen. Diese Woche, 12. Mai 2008, trat dort auch einer der bekanntesten Hasssänger aus Jamaika, Sizzla Kalonji (bürgerlicher Name Miguel Collins) auf, der in mehreren seiner Songs zur Ermordung von Schwulen aufruft. (Ausführliche Hintergrundinfos im Internet, u. a. unter: www.stopmurdermusic.ch)
Wobei es unverständlich ist, dass Sizzla überhaupt nach Österreich einreisen konnte, da das deutsche Innenministerium eben aufgrund dieser hetzerischen Hasspropaganda gegen Homosexuelle ein Einreiseverbot für den gesamten Schengenraum erwirkt hat, das offenbar auch im Schengeninformationssystem (SiS) eingetragen war. Offensichtlich funktioniert das SiS nur lückenhaft – anders ist es nicht zu erklären, dass Sizzla trotz aufrechten Einreiseverbots in den Schengenraum einreisen konnte.
Wir finden es wirklich höchst bedenklich, dass ein von der Stadt Wien subventioniertes Musiklokal solchen Hasssängern eine Bühne bietet, wo sie zum Mord an Homosexuellen aufrufen können. Sehr geehrte Frau Stadträtin Brauner – hier wäre Ihr Einsatz gefordert! Angesichts der Unterstützung dieser Mördermusik durch städtisch subventionierte Kultureinrichtungen muss auch Ihre Beteiligung an der „Berufsschwuchtel“-Kampagne völlig unglaubwürdig und unverhältnismäßig erscheinen. Abgesehen davon, dass der Anlass – die Bezeichnung „Berufsschwuchtel“ – vergleichsweise lächerlich und läppisch ist und auch unserer Meinung nach unter das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung fällt, hat der Aufruf zu Gewalt gegen und zur Ermordung von Homosexuellen in der Tat eine ganz andere Qualität – Ihr Engagement wäre also hier viel angebrachter und notwendiger!
Wir halten es auch für hochgradig skandalös, dass der Verantwortliche für diese Konzert- und Künstlerauswahl jetzt auch noch die Karriereleiter hinauffällt, während engagierte Frauen „abgesägt“ werden.
Wir erwarten umgehend Ihre Stellungnahme zu diesen skandalösen Vorfällen und Auskunft darüber:
1) ob die Stadt Wien rechtliche Schritte gegen die Betreiber des Planet Music und andere Verantwortliche einleiten wird, etwa nach den Wiener Antidiskriminierungsbestimmungen, und
2) welche Maßnahmen Sie als Verantwortliche der Stadt Wien zu setzen gedenken, damit in Zukunft keine homophobe Hass- und Mördermusik und keine sexistische Gewaltpropaganda mehr auf von der Stadt Wien subventionierten Bühnen dargeboten wird.
Hochachtungsvoll
Kurt Krickler
Generalsekretär
Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien – 1. Lesben- und Schwulenverband Österreichs
E-Mail von Barbara Klein an Mailath-Pokorny vom 15. Mai 2008:
Betreff: Null Toleranz für Sexismus!
Sehr geehrter Herr Stadtrat Dr. Mailath-Pokorny,
wir möchten Ihnen zur Kenntnis bringen, dass am 23. Mai 2008 in dem von der Stadt Wien subventionierten Musiklokal „Planet Music“ die Musikgruppe „Die Hinichen“ auftreten wird. Die laut Veranstalter „geniale“ Gruppe sondert dort Texte ab wie z. B. folgenden:
Wir mischen auf im Frauenhaus,
jippi, jippi, jeah,
wir peitschen die Emanzen aus,
jippi, jippi, jeah,
wir treiben die Lesben vor uns her,
jippi, jippi, jeah,
des fällt uns Kerdls gar net schwer,
jippi, jippi, jeah.
Die Fotzen – ja die ghörn verdroschen,
jippi, jippi, jeah,
zuerst auf’s Aug’ und dann in ‘d goschn,
jippi, jippi, jeah,
i sog’ ihr hobts es ja so gwollt,
jippi, jippi, jeah,
drum müssma euch den orsch versohln,
jippi, jippi, jeah.
Auf der Homepage dieser Gruppe werden „Klassiker“ (Planet Music) auf gleichem Niveau in Bild und Text fortgesetzt.
Die Veranstaltung wird auf www.planet.tt folgendermaßen beworben:
DIE HINICHEN – PLANET MUSIC ABSCHIEDSKONZERT!
Mittlerweile sollte es sich herum gesprochen haben, dass das Planet Music in den Gasometer zieht. Bevor es aber soweit (Sommer) ist, wird natürlich noch ordentlich im „alten“ Planet Gas gegeben. Und da versteht es sich von selbst, dass auch DIE HINICHN noch einmal auf unsere altgediente Bühne gebeten werden. Um auf dieser noch ein letztes mal ihr geniales Prolo-Rock-Theater zum Besten zu geben. Da darf dann kein „Klassiker“ fehlen, da bleibt kein Auge (und keine Kehle) trocken, da gibts noch einmal DIE HINICHN in Planet-Bestform. Und wer das versäumt, ist wirklich selbst schuld.
Der Veranstalter und Leiter des Planet Music Josef Sopper verabschiedet sich von besagtem Musiklokal allerdings nicht etwa, weil ihm die Stadt Wien aufgrund seiner desaströsen Einladungspolitik die Subvention entzieht, sondern dem Szenemulti (V.Ö.M., Planet Music, Donauinsel, Gasometer und Kultur-Plakat-GmbH) auch noch überfallsartig die bis dato von Gina Salis-Soglio hervorragend geführte Szene Wien anvertraut.
Abermals wird damit eine ausgezeichnete und bewährte weibliche Führungskraft aus einem von der Stadt geförderten Kulturbetrieb grundlos entfernt!
Wir protestieren auf das Schärfste und sagen nein zur Finanzierung von frauenfeindlichen, homophoben oder rassistischen Inhalten!
Wir fordern 50 % der Führungspositionen und Subventionen für Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen!
Mit freundlichen Grüßen
Mag. Barbara Klein
Intendantin
KosmosTheater
Siebensterngasse 42
A-1070 Wien
www.kosmostheater.at
barbara.klein@kosmostheater.at
Dienstag, 20. Mai 2008 um 10:22 Uhr
…und wenn wir schon dabei sind, wir fordern die sofortige Verbrennung der CD’s von Georg Kreisler und Drahdiwaberl:
“Triffst du einen Judenbengel,
spiele seinen Todesengel,
schlag ihn einfach mausetot.”
(Georg Kreisler)
Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire 2004
Mainzer “Walk of Fame” des Kabaretts 2004
“Ich bin doch nicht pervers ich bin doch nicht verrückt
Vergewaltigung ist ein Kaverliersdelikt
Jede Frau hat das doch selbst provoziert
und gehört gestraft wenn sie sich emanzipiert”
(Stefan Weber)
Silbernes Ehrenzeichen der Stadt Wien 2005
Lebenswerk-“Amadeus” 2005
Dienstag, 20. Mai 2008 um 20:33 Uhr
lieber Krickler!
was haben die Hinichen mit dem Sizzla zu tun? die Hinichen machen sich über alte Weiber, Autofahrer, Frauen, Fussballfans, sich selbst und alles andere lustig, sie haben nie dazu aufgerufen, irgend jemanden umzubringen (ausser alte Weiber vielleicht, aber das ist ja nur zum Sparen der Pensionen)
arme Welt, die keine schlimmeren Probleme hat
Dienstag, 20. Mai 2008 um 23:30 Uhr
Na, und der Text oben – in der E-Mail von Barbara Klein?:
Wir mischen auf im Frauenhaus,
jippi, jippi, jeah,
wir peitschen die Emanzen aus,
jippi, jippi, jeah,
wir treiben die Lesben vor uns her…
Okay, es ist kein Aufruf zum Umbringen von Frauen, aber immerhin zur Gewalt gegen Lesben und Frauen!
Kurt Krickler