Die letzte Woche beschlossene Zivildienstnovelle hat durch die Reduktion der Zivildienststellen und der Kürzung der Bezüge unzumutbare Rahmenbedingungen für den Zivildienst geschaffen.
„Viele Schwule ziehen eine Zivildienst-Tätigkeit im Sozialbereich der Ableistung des Präsenzdienstes an der Waffe vor. Für viele fällt die Einberufung zur Stellungskommission in den Zeitpunkt ihres Coming-out, einer ganz speziellen, oft schwierigen Lebenssituation, in der sie sich nicht mit militärischem Drill und dem rauhen Klima der Heeres-Männergesellschaft konfrontieren wollen. Diese Neuregelung des Zivildienstes wird nicht nur äußerst negative Auswirkungen auf viele Sozialeinrichtungen haben, sondern auch vielen jungen Schwulen diese Präsenzdienst-Alternative verunmöglichen: Mit den reduzierten Bezügen, die weit unter dem Existenzminimum liegen, ist die Bestreitung des Lebensunterhalts ohne Zuwendungen z. B. von Verwandten unmöglich. Es drängt sich daher der Verdacht auf, dass man hier die kalte Abschaffung des Zivildienstes betreibt“, erläutert Obmann Christian Högl die Position der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien.
„Wir fordern die Bundesregierung daher dringend auf, die in ihren Auswirkungen wohl nur sehr oberflächlich bedachte Gesetzesänderung umgehend zu reparieren“, ergänzt Obfrau Waltraud Riegler. „Bis dahin raten wir betroffenen Schwulen, die unter keinen Umständen Präsenzdienst ableisten wollen, bei ihrer Stellung auf Untauglichkeit zu plädieren. Obwohl Homosexualität an sich seit einigen Jahren begrüßenswerterweise keinen Untauglichkeitsgrund mehr darstellt, werden Homosexuelle, denen ein Präsenzdienst erhebliche psychische Probleme bis hin zur Suizidgefährdung verursachen würde, üblicherweise als untauglich vom Präsenzdienst befreit. Als Interessenvertretung steht die HOSI Wien in diesen Angelegenheiten jungen Schwulen beratend zur Seite.“