„Es ist eine Schande für Österreich, dass auch 60 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen jenen Menschen, die wegen ihrer Homosexualität im KZ inhaftiert waren und überlebten, ein Rechtsanspruch auf Entschädigung nach dem Opferfürsorgegesetz (OFG) verwehrt wird“, kritisiert Bettina Nemeth, Obfrau der HOSI Wien, die diskriminierende Haltung der Regierungsparteien.
„Damit teilen sie die Opfergruppen – ganz wie die Nazis – in ‚Herrenmenschen‘ und ‚Untermenschen‘ ein – erstere haben einen Rechtsanspruch auf Entschädigung, letztere werden mit Almosen aus dem Nationalfonds abgespeist.“
„Wir können daher der ÖVP den Vorwurf nicht ersparen, sich durch ihre Haltung mit der Ideologie der Nazis zu identifizieren“, ergänzt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl. „Wer nicht ohne Wenn und Aber alle Opfer der Nazis uneingeschränkt anerkennen, rehabilitieren und entschädigen will, rechtfertigt damit in gewissen Aspekten die Nazi-Ideologie und sendet gerade in Richtung Jugend das höchst bedauerliche Signal aus, dass manche Gruppen von den Nazis zu Recht verfolgt wurden.“
Zynische Verhöhnung der Opfer
„Wir können daher die Sonntagsreden, die Schüssel, Khol und Co. in den letzten Tagen und Wochen anlässlich des 60. Jahrestags der Niederringung des Nazi-Regimes gehalten haben, nur als verlogene, zynische und viele Opfer verhöhnende Aussagen betrachten, bei denen es einem den Magen umdreht“, empört sich Nemeth. „Die HOSI Wien wird daher auch kommenden Sonntag wieder bei der Befreiungsfeier in Mauthausen für die Anerkennung und Rehabilitierung der homosexuellen NS-Opfer demonstrieren. Wir werden nicht eher ruhen, bis auch diese Gruppe ins OFG aufgenommen wird.“
HINWEIS: Symposium „Totgeschlagen – Totgeschwiegen“, 6.-7. Mai 05 in Linz: www.hosilinz.at/ns-tagung/info.html
Hintergrundinfos in der Online-Ausstellung „Aus dem Leben“ und zum Buch über den SS-Arzt Carl Værnet