Dr. Gudrun Hauer, seit 1983 Aktivistin und Mitarbeiterin der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, ist heute, 4. November 2015, nach kurzer schwerer Krankheit im 63. Lebensjahr verstorben. Gudrun war bereits Anfang der 1980er Jahre in der HOSI Salzburg engagiert gewesen, übersiedelte dann aber zum Studium nach Wien und arbeitete seither in der HOSI Wien mit, u. a. bei ihrer Zeitschrift LAMBDA-Nachrichten, für die sie unzählige Beiträge und 25 Jahre lang regelmäßig den Leitartikel verfasst hat. 2005 wurde Gudrun dann auch offiziell Chefredakteurin der Zeitschrift – eine Funktion, die sie bis zu ihrem überraschenden, viel zu frühen Tod innegehabt hat. 1985 war Gudrun die erste Frau gewesen, die von der Generalversammlung in den Vorstand der HOSI Wien gewählt wurde. Gudrun war auch an anderen publizistischen Projekten der HOSI Wien beteiligt, nicht zuletzt als Mitherausgeberin von drei Büchern.
Als Politikwissenschaftlerin und Historikerin zählten zu Gudruns Schwerpunkten die Frauenbewegung sowie der Nationalsozialismus, und so prägte sie nicht unwesentlich die politischen Haltungen der HOSI Wien etwa in Sachen Anti-Faschismus und Gleichberechtigung der Geschlechter. Als radikale Feministin der alten Schule eckte sie dabei mitunter auch vereinsintern bei so manchen Männern an. Als eines der „Urgesteine“ der HOSI Wien verkörperte Gudrun wie kaum jemand anderer unverrückbare und unverhandelbare Grundpositionen und Grundwerte – wie die Unantastbarkeit der Menschenwürde und den Kampf gegen ökonomische und sonstige Ausbeutung von Menschen –, ohne sich dabei den wechselnden Moden und Konjunkturen des Zeitgeistes zu unterwerfen. In den mehr als drei Jahrzehnten ihres Engagements war Gudrun nicht nur eine ideologisch gefestigte, sondern auch eine verlässliche und loyale Mitstreiterin, die immer wieder Vorstandsfunktionen, so auch im aktuellen Vereinsjahr, übernahm, wenn Not an der Frau – oder am Mann – war.
„Mit Gudrun Hauer verliert die HOSI Wien eine ihrer für die Vereinsgeschichte prägendsten Persönlichkeiten“, erklärt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl. „Und jene, die mit ihr befreundet waren, eine liebe Freundin. Wir werden Gudruns Verdienste um die HOSI Wien und die österreichische Lesben- und Schwulenbewegung stets in ehrender Erinnerung halten. Unsere Gedanken sind auch bei ihrer hinterbliebenen Partnerin Ulli.“
Wikipedia-Eintrag zu Gudrun Hauer
Nachruf im Online-Standard.