Förderung von Stadtrat Wiederkehr reicht kaum für die Sicherheitskosten
Vienna Pride wird auch 2023 ohne das Pride Village auskommen müssen, die Zeltstadt auf dem Rathausplatz, die erstmals nach Corona wieder geplant war. Die Förderung der Stadt Wien wird erheblich niedriger sein als noch vor Corona, womit die seit 2018 massiv gestiegenen Sicherheits- und Veranstaltungskosten nicht gedeckt werden können. Damit besteht Vienna Pride auch heuer wieder ausschließlich aus Side Events und der Regenbogenparade selbst und hat ohne Pride Village kein Herz im Zentrum der Stadt, das zum Gespräch und Kennenlernen einlädt.
Allein die Sicherheitskosten brauchen die Förderung auf
„Das Büro des zuständigen Stadtrats Christoph Wiederkehr hat uns informiert, dass man Vienna Pride heuer nur mit 175.000 Euro unterstützen kann. Allein die Kosten für die Sicherheit der Besucher*innen würden aber 160.000 Euro ausmachen“, sagt Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien „Denn für zehntausende Menschen braucht man Sicherheitspersonal, Schleusen, Bewegungskonzepte und mehr. Und da ist noch kein Cent für Bühne, Lautsprecher oder andere Veranstaltungstechnik ausgegeben, für die die Preise seit Corona um rund 30 Prozent gestiegen sind.“
„Wir sind enttäuscht, dass Vizebürgermeister Wiederkehr keine Lösung gefunden hat. Denn leiden wird darunter die LGBTIQ-Community“, so Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien
Otte erklärt: „Alle diese Zahlen sind dem Büro des Vizebürgermeisters seit Jahren bekannt, nicht zuletzt, da die Auflagen für die Sicherheit vom Magistrat der Stadt Wien kommen. Wir sind enttäuscht, dass Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr dafür keine Lösung gefunden hat. Denn leiden wird darunter die LGBTIQ-Community, der eine wichtige Möglichkeit für Sichtbarkeit und Austausch genommen wird.“
World Pride rückt für Wien in weite Ferne
Doch das sind nicht die einzigen Folgen: „Das bedeutet, dass wir zuerst bei uns selbst sparen müssen und die Infrastruktur von Vienna Pride und seines Teams drastisch reduzieren werden. Ohne diese Strukturen und ohne ein Pride Village rückt eine Bewerbung für die World Pride, zu der sich Christoph Wiederkehr im Koalitionsprogramm bekannt hat, in weite Ferne. Damit geht über viele Jahre aufgebautes Know-how verloren.“
„Die Community verliert die Möglichkeit, sich in ihrer Vielfalt zu zeigen und in der Öffentlichkeit einen prominenten Platz einzunehmen. Hier wird Kultur und Gemeinschaft zerstört“, sagt Katharina Kacerovsky-Strobl, Organisatorin von Vienna Pride und Geschäftsführerin der Stonewall GmbH
Katharina Kacerovsky-Strobl, die Organisatorin von Vienna Pride und Geschäftsführerin der Stonewall GmbH, sagt: „Der Verlust des Pride Village bedeutet, dass die LGBTIQ-Community die Möglichkeit verliert, sich in ihrer Vielfalt zu zeigen und in der Öffentlichkeit einen prominenten Platz einzunehmen. Denn im Pride Village wird Akzeptanz und Solidarität gelebt, hier präsentieren sich Vereine, die Szene-Gastro tritt geschlossen auf, queeren jungen Menschen wird Mut gemacht und LGBTIQ-Künstler*innen stehen vier Tage prominent auf der Bühne. Hier geht ein wichtiges Stück LGBTIQ-Kultur und queeren Lebens in Wien verloren. Hier wird Kultur und Gemeinschaft zerstört. Und das bei einer Gesamt-Wertschöpfung in Wien durch Vienna Pride von durchschnittlich 120 Millionen Euro.“
Schwerpunkt auf kleineren Pride-Veranstaltungen in ganz Wien und der Regenbogenparade
Aber Vienna Pride wird es trotzdem geben: „Vienna Pride ist zum Glück eine große, vielfältige Veranstaltungsreihe mit vielen Side Events, getragen von der LGBTIQ-Community und ihren Vereinen sowie starken privaten Kooperationspartner*innen. Diese haben schon bisher weit mehr als die Hälfte der Gesamtkosten getragen. Wir werden also den Schwerpunkt auf diese Pride-Veranstaltungen legen und gemeinsam mit der Community Wien auch heuer wieder zwei Wochen lang in allen Farben des Regenbogens erstrahlen lassen. Getreu dem heurigen Motto: Together we rise!“
Ebenfalls nicht betroffen ist die Regenbogenparade selbst, die große Demonstration für LGBTIQ-Rechte und Sichtbarkeit. Diese wird am 17. Juni wieder um den Ring ziehen, wie immer von der HOSI Wien zu 100 Prozent ehrenamtlich organisiert.