Wie wir erst heute von seinem Sohn Victor erfahren haben, ist Alfred Guggenheim, 1979 Mitbegründer und danach langjähriger Mitarbeiter und Aktivist der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, am 4. Februar 2014 im 88. Lebensjahr während eines Aufenthalts bei Verwandten in San Salvador verstorben.
Alfred Guggenheim war jahrzehntelang in der Lesben- und Schwulenbewegung engagiert, u. a. in verschiedenen Funktionen in der HOSI Wien, aber auch als Obmann des jüdischen LSBT-Vereins Re’uth. Gerade als Jude und Homosexueller war ihm die Gedenk- und Erinnerungsarbeit an die Opfer des Nationalsozialismus ein wichtiges Anliegen – und das unermüdlich bis ins hohe Alter, noch im Mai des Vorjahres nahm er an der Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen teil.
Obwohl schon zu jener Zeit über 60 Jahre alt, hatte Alfred nicht nur keine Scheu, sondern auch viel Spaß daran, sich aktionistisch zu betätigen, etwa bei der Besetzung des Büros der damaligen Familienministerin Marilies Flemming (ÖVP) am Welt-AIDS-Tag 1988, bei legendären Demonstrationen, wie etwa bei der Enthüllung des Mahnmals gegen Krieg und Faschismus am Albertinaplatz in Wien im November desselben Jahres, oder bei der Besetzung der Botschaft Portugals in Wien im März 2000, um das damalige EU-Vorsitzland davon zu überzeugen, beim Druck auf die schwarz-blaue Bundesregierung nicht nachzulassen.
Den meisten ist Alfred allerdings wohl als „Institution“ der Wiener Szene bekannt gewesen, aus der er über Jahrzehnte nicht wegzudenken war. Erst in den letzten Jahren war er aus gesundheitlichen Gründen nur mehr selten in der Szene unterwegs. Gegen seine schweren Erkrankungen hat er indes genauso tapfer gekämpft wie gegen so manche Schicksalsschläge, die er als Jude und Schwuler in seinem langen Leben im 20. Jahrhundert erleiden musste. In diesen letzten von schweren Krankheiten gekennzeichneten Lebensjahren war ihm sein Sohn Victor, der sich auf rührende und bewundernswerte Weise um ihn gekümmert hat, seine größte Stütze.
Alfred hat seine letzte Ruhestätte in der Familiengruft in der Hauptstadt El Salvadors gefunden.
Hinweis: Ausführliche Interviews bzw. Porträts mit/über Alfred Guggenheim finden sich in den LAMBDA-Nachrichten Nr. 3/91 (S. 62 ff) bzw. # 2/03 (S. 36 ff).