Die Ausstellung „Aus dem Leben“ über die nationalsozialistische Verfolgung der Homosexuellen in Wien 1938-45, die von der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien im Rahmen von EuroPride vorbereitet wurde und heute abend offiziell am Heldenplatz eröffnet wird, ist letzte Nacht von Vandalen massiv beschädigt worden.
„Elf der 14 Ausstellungssäulen, die schon gestern auf dem Heldenplatz aufgestellt worden waren, sind aus ihrer massiven Verankerung im Boden gerissen und umgestoßen worden“, berichtet Helga Pankratz, Obfrau der HOSI Wien. „Wir werden aber wie geplant die Ausstellung heute abend um 18 Uhr eröffnen. Diese gewalttätige Reaktion auf die Ausstellung offenbar seitens von Neonazis oder homophoben Fanatikern muß wohl als Teil der Auseinandersetzung mit unserem Projekt betrachtet werden. Danach werden wir überlegen, ob und wie die massiv beschädigten Säulen repariert werden können – denn das ist auch ein finanzielles Problem für die HOSI Wien, die ihr Budget für die Ausstellung schon überschritten hat, nicht zuletzt dadurch, daß die Burghauptmannschaft und das Wirtschaftsministerium auf der Zahlung von S 3.000,– Tagesmiete für den Rasenplatz bestehen, was sich bei der Laufzeit der Ausstellung bis 12. Juli auf S 110.000,– summiert.“
„Der Anschlag war sicherlich kein Streich dummer Jungen oder von Betrunkenen“, erklärt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl, „denn dazu sind die Beschädigungen zu systematisch und zu gravierend. Es muß schon massiver und systematischer Gewaltanwendung bedurft haben, um die Säulen aus ihrer massiven Bodenverankerung zu reißen. Da haben sicherlich mehrere Personen eine Weile mit zielgerichtetem Vorsatz daran arbeiten müssen. Wir haben natürlich Anzeige bei der Polizei erstattet und hoffen auch auf die Mithilfe der Bevölkerung. Dieser Vandalismus kann nicht unbemerkt vor sich gegangen sein. Wir appellieren an Zeugen, ihre Wahrnehmungen der Polizei zu melden.“
Folge des von ÖVP und FPÖ erzeugten homophoben Klimas in Österreich
„Irgendwie hätten wir damit fast rechnen müssen“, erklärt HOSI-Wien-Generalsekretär Kurt Krickler, „denn in einem homophoben Klima wie in Österreich, wo Diskriminierung von Lesben und Schwulen gesellschaftlich nicht geächtet ist, werden sich immer wieder Leute animiert fühlen, aggressiv und gewalttätig auf Lesben und Schwule zu reagieren. In einem Land, wo die Regierung Homophobie zu ihrem Programm erhoben hat, wo die beiden Regierungsparteien ÖVP und FPÖ erst vor einer Woche die Entschädigung von homosexuellen NS-Opfern abgelehnt haben, wo diese beiden Parteien seit fast zwei Jahrzehnten vehement jeden Fortschritt und jede Gleichstellung von Lesben und Schwule verhindern, muß natürlich ein Klima und ein Nährboden für derartige Aktionen entstehen.“
„Wir werden uns aber nicht aus dem öffentlichen Raum vertreiben lassen“, ergänzt Helga Pankratz, „denn wir haben uns bewußt für eine Ausstellung am Heldenplatz und nicht in einem Museum entschieden. Weder ÖVP und FPÖ noch homophobe und/oder neonazistische Hooligans werden uns zurück in die Unsichtbarkeit treiben können. Wir werden die Ausstellung daher auch wie geplant heute abend um 18 Uhr eröffnen und bis 12. Juli zeigen.“
Anmerkung: Die Ausstellung wurde später auch ins Internet übertragen und kann unter www.ausdemleben.at betrachtet werden.