Am vergangenen Samstag hat sich wieder die österreichische LGBTIQ-Community in den prunkvollen Räumlichkeiten des Parkhotels Schönbrunn zusammengefunden um im klassischen Stil der Wiener Balltradition ausgelassen und frei von Vorurteilen eine ganze Nacht lang feiern zu können.
Das Event fand dieses Mal unter dem Motto #STRIKEAPOSE statt, eine Anspielung einerseits an die Tradition des Voguing, eines Tanzstils, der seinen Ursprung in der queeren New Yorker Ballroom-Szene der 1980er Jahre hatte und in den diesjährigen Regenbogenball-Haupt-Acts (Eröffnungsact: das Iconic House of Saint Laurent und Mitternachtseinlage: Sandra Pires) seine Entsprechung fand und andererseits, eine Aufforderung sprichwörtlich Haltung zu zeigen – für LGBTIQ-Rechte versteht sich.
Die HOSI Wien hat sich bewusst für dieses Motto entschieden, welches in Angesicht des allseits enttäuschenden Regierungsprogramms (langjährige Forderungen der Community wurden schlicht ignoriert), ein unliebsames mehr an Bedeutung an diesem Abend erfuhr: Grüne Vertreter*innen, die sich bisher als treue Mitkämpfer*innen präsentiert haben, ließen es sich nicht nehmen auch dieses Mal den Ball als Ehrengäste aufzusuchen. So nutzten die Obleute der HOSI Wien die Gunst der Stunde um in ihren Ansprachen, den grünen Regierungsmitgliedern, den Spiegel vorzuhalten. Es bleibt abzuwarten, ob sich jene das Motto zu Herzen genommen und in ihrer politischen Arbeit auch eine entsprechende Haltung zeigen werden.
Neben zahlreichen Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und Politik-Größen, wie der Staatssekretärin Ulrike Lunacek, der EU-Abgeordnete Andreas Schieder und die StadträtInnen Kathrin Gaal, Uli Sima und Jürgen Czernohorszky, konnte der Ball sich auch der Anwesenheit prominenter Gäste aus dem Bereich Kunst und Kultur, wie Frau Jeannine Schiller mit Gatten, Martin Wagner für JCH Juergen Christian Hoerl, Alexis Fernandez Gonzales und Tamara Mascara erfreuen.
Eine Besonderheit des Regenbogenballs in seiner 23. Version war die Tatsache, dass die immer begehrteren Tickets im rekordverdächtigen Tempo bereits drei Wochen vor der Veranstaltung restlos ausverkauft waren. Dies scheint der Ursache geschuldet zu sein, dass der Ball auch international immer gefragter ist und Gäste aus Europa und Übersee sich die Tickets alsbald nach dem Verkaufsstart sichern.
Eine fulminante Show, gleich zur Eröffnung des Balls, legte das Iconic House of Saint Laurent ein mit ihrer Voguing-Performance. Damit ist eine bisher nicht dagewesene Brücke geschlagen worden zwischen der Ballroom/Vogue-Kultur der queeren POC-Community New Yorks der 1980er Jahre und der traditionellen, weißen Ballkultur Österreichs – ein voller Erfolg und Hommage an den internationalen Charakter der queeren Community.
Den Höhepunkt des Ballabends stellte jedoch die unverwechselbare Stimme der Sängerin und Mitternachtseinlage, Sandra Pires, dar. Sie begeisterte nicht nur mit Hits wie “Vogue”, “9 to 5” oder “Dancing Queen” sondern ermöglichte auch einem sehr verliebtem Mann seinem Liebsten auf der Bühne einen Heiratsantrag zu machen. Beim anschließenden “(You make me feel like) a natural woman” blieb kaum ein Auge trocken.
Das Organisationsteam hat damit wieder seinem Ruf aller Ehre gemacht und allen Gästen das ermöglicht, was eigentlich Normalität sein sollte, nämlich mit dem*der Liebsten frei von Vorurteilen und missbilligenden Blicken, auf einem Ball ungezwungen tanzen zu dürfen. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal!