„EU-weit betrachtet, sind die ersten Ergebnisse der neuen Eurobarometer-Studie hinsichtlich der Zustimmung zur ‚Lesben- und Schwulenehe‘ (44 %) und zur Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare (32 %) noch enttäuschend“, kommentiert Bettina Nemeth, Obfrau der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, die am Montag von der EU-Kommission veröffentlichte Eurobarometer-Umfrage Nr. 66.
„Es zeigt sich dabei deutlich ein Nordwest-Südostgefälle. Die Länder in Nord- und Westeuropa sind – mit Ausnahme Irlands – meist aufgeschlossener als jene in Ost- und Südeuropa, wobei hier Spanien die große Ausnahme darstellt. So liegen etwa alle 2004 beigetretenen Mitgliedsstaaten unter dem EU-Durchschnitt hinsichtlich ihrer Zustimmung zur ‚Homo-Ehe‘ (Ausnahme: Tschechien) und zur Adoptionsmöglichkeit, was natürlich die EU-weite Zustimmungsraten insgesamt unter die 50-Prozentmarke drückt. Leider wurde in der Eurobarometer-Umfrage explizit die Zustimmung zur Einführung von ‚gleichgeschlechtlichen Ehen‘ abgefragt. Bei Vermeidung des Begriffs ‚Ehe‘ und der Frage nach rechtlicher Gleichstellung von gleich- mit verschiedengeschlechtlichen Partnerschaften wäre die Zustimmung sicher deutlich höher ausgefallen.“
Erfreuliche Ergebnisse für Österreich
„Sehr interessant und letztlich auch sehr erfreulich sind allerdings die Daten für Österreich“, ergänzt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl. „In Österreich liegt die Zustimmung zur Frage, ob gleichgeschlechtliche Ehen überall in Europa zugelassen werden sollen, immerhin bei fast der Hälfte (49 %). Damit liegt Österreich unter allen 25 EU-Staaten an 9. Stelle und gehört auch zu den zwölf EU-Staaten, in denen diese Zustimmung über dem EU-Durchschnitt von 44 % liegt. Im Gegensatz zu Österreich besteht jedoch in allen anderen dieser zwölf Länder bereits die Eingetragene PartnerInnenschaft (EP) bzw. die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Erfahrungsgemäß steigt ja die Zustimmung nach Einführung der EP oder der Ehe noch deutlich an. Deshalb ist die hohe Zustimmungsrate in Österreich umso bemerkenswerter und eigentlich als deutliches Signal an die Politik zu werten, hier endlich zu handeln.“
Auch bei der Zustimmung zur Adoption vorne
„Bei der Zustimmung zur Frage, ob die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare überall in Europa zugelassen werden sollte, liegt Österreich noch weiter vorne“, stellt Nemeth weiter fest. „Mit 44 % Zustimmung liegt Österreich hier hinter den Niederlanden und Schweden mit Dänemark gleichauf an dritter Stelle und noch deutlicher über dem EU-Durchschnitt als bei der Zustimmung zur ‚Homo-Ehe‘. Auch das überrascht uns eigentlich sehr positiv und zeigt ebenfalls, dass die Einstellungen der österreichischen Bevölkerung weitaus offener und fortschrittlicher sind als jener Parteien, die jeden Fortschritt auf diesem Gebiet seit Jahren blockieren.“
„Insgesamt“, so Nemeth abschließend, „machen aber die Eurobarometer-Ergebnisse einmal mehr deutlich, dass noch sehr viel zu tun ist, um überall in Europa völlige Gleichstellung und Gleichberechtigung zu erreichen.“