Die Einführung der Eingetragenen Partnerschaft (EP) für gleichgeschlechtliche Paare vor zwei Jahren war ein Meilenstein in Österreich, mit dem die fast völlige rechtliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen erreicht worden ist. Das gesellschaftliche Bewusstsein ist leider noch nicht immer und überall auf der Höhe dieses rechtlichen Fortschritts. Homophobie, sei es etwa in Form von Diskriminierung im Alltag oder von Mobbing („Bullying“) in der Schule, erschwert Lesben und Schwulen nach wie vor ihr alltägliches Leben, ja hindert sie mitunter sogar daran, die neuen rechtlichen Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Darauf haben heute Vormittag auf einer Pressekonferenz in Wien VertreterInnen der wichtigsten Lesben- und Schwuleninitiativen Österreichs hingewiesen. Und zwar anlässlich des internationalen Tags gegen Homophobie, der seit einigen Jahren am 17. Mai begangen wird, und der heute Abend im Wiener Gartenbaukino stattfindenden Galapremiere des Kurzfilms Homophobia von Gregor Schmidinger. Dieser Film ist ebenso wie die konkrete Aufklärungsarbeit und das breitgefächerte Informations- und Beratungsangebot der Homosexuellen-Initiativen ein wichtiges Projekt, mit dem Vorurteile und Homophobie abgebaut werden können. Gerade die Coming-out- bzw. Jugendgruppen der HOSIs bzw. der RosaLila PantherInnen (RLP) in Graz sind wichtige Anlaufstellen für jugendliche Lesben und Schwule, die gerade im Prozess des Coming-out stehen, erklärte etwa Dario Huck von der HOSI Salzburg für deren Jugendgruppe Kunterbunt.
Gernot Wartner, Vereinssprecher der HOSI Linz, betonte, dass diskriminierende bzw. homophobe Haltungen, wie sie etwa jüngst wieder die ÖVP bei der Anpassung der oberösterreichischen Landesgesetze an das EP-Gesetz an den Tag gelegt hat, sich durchaus direkt in negativen Aussagen durch SchülerInnen wiederfinden, wenn diese bei Informationsveranstaltungen an Schulen sich etwa gegen die Adoption durch homosexuelle Paare aussprechen. Über Aufklärungsworkshops an Schulen berichtete auch RLP-Vorsitzende Martina Weixler, die generell den speziellen Schwerpunkt der Jugendarbeit der RLP mit ihren unterschiedlichen Projekten und Angeboten in der Steiermark hervorhob. Besonders erfolgreich sei dabei das Schulbesuchsprogramm „Liebeist“, das vor sieben Jahren entstand und bei dem ausnahmslos unmittelbar positives Feedback in den besuchten Schulklassen auf die Informationsarbeit erzielt werde.
Dies bestätigte auch Kathleen Schröder für das Schulbesuchsprojekt peerconnexion der HOSI Wien. Sie unterstrich die Bedeutung von „authentischer“ Information und Aufklärung durch Peers, also Gleichaltrige, an Schulen. Gerade in letzter Zeit sei die Nachfrage nach den Workshops und Schulbesuchen der peerconnexion explodiert, im ersten Quartal 2012 habe man bereits genauso viele SchülerInnen damit erreicht wie im gesamten Jahr 2011. Auch Lehrkräfte fragten vermehrt spezifische Informationsveranstaltungen nach.
Politische und finanzielle Unterstützung seitens der Politik gefordert
Gerade um diese vermehrte Nachfrage in Zukunft befriedigen zu können, sei es notwendig, die Arbeit der verschiedenen Schulbesuchsprojekte auch finanziell besser auszustatten, denn bisher stützen sich diese hauptsächlich auf das ehrenamtliche Engagement der MitarbeiterInnen. Außerdem, so HOSI-Wien-Obmann Christian Högl, sei es notwendig, die Thematisierung von Homosexualität in die Lehrpläne der Schulen einzubauen, damit die Behandlung des Themas systematisch und flächendeckend erfolgen könne.
Mit Empathie gegen die eigene Angst
Gregor Schmidinger erläuterte seinen Ansatz, den er mit dem Kurzfilmprojekt Homophobia verfolgt: Er wolle die Menschen auf der Gefühlsebene abholen und mit dem Mittel der sogenannten „ästhetischen Emotion“ ihre möglicherweise negativen Perspektiven verändern, dabei aber nicht moralisieren, sondern Gedanken anstoßen und positive Einstellungsänderungen damit erreichen. Homophobie sei ja in erster Linie eine Abwehrhaltung, eine Angst vor etwas Unbekanntem. Gerade das Medium Film erlaube es den ZuseherInnen, sich mit den Charakteren positiv zu identifizieren und Empathie für die „Betroffenen“ und ihre Situation zu entwickeln.
Download: HOMOPHOBIA_PresseSheet.pdf
Rückfragehinweis:
Christian Högl, Obmann, Tel. 0699-11811038
Luzia Hütter, Obfrau,