Heute, 16. 4., ist die neue Ausgabe der LAMBDA-Nachrichten (LN), der Zeitschrift der HOSI Wien, mit Interviews mit den beiden KandidatInnen für die Bundespräsidentschaftswahl erschienen. Während Heinz Fischer sich ausdrücklich für „eine umfassende rechtliche Absicherung“ in Form der „Eingetragenen Partnerschaft“ für gleichgeschlechtliche Paare ausspricht, wie sie in den skandinavischen Ländern besteht und auch in einer Entschließung des Europarats empfohlen wird, kann sich Benita Ferrero-Waldner Derartiges nicht vorstellen und meint nicht nur unmissverständlich, sie „werde daher nicht für eine gleichgeschlechtliche Ehe eintreten“, sondern bleibt auch sonst hinsichtlich irgendwelcher Verbesserungen sehr unkonkret.
Ein Zeichen setzen
“Ferrero-Waldner ist seit ihren ersten öffentlichen Aussagen zur ‘Homo-Ehe‘ vergangenen Jänner von ihren diskriminierenden Positionen nicht abgerücktâ€, erklärt dazu HOSI-Wien-Obfrau Bettina Nemeth. “Wir sehen uns daher veranlasst, unseren Aufruf an alle Lesben, Schwulen und ihre FreundInnen und Familien zu wiederholen, ihre Stimme nicht der ÖVP-Kandidatin zu geben, für die wir Lesben und Schwule nicht Menschen wie alle anderen sind. Wir sind es so leid, immer noch anders behandelt und benachteiligt zu werden. Eine Person, die dafür eintritt, dass bestimmte Gruppen von Menschen von denselben Rechten und Pflichten ausgeschlossen bleiben, soll nicht das Amt des Bundespräsidenten bekleiden. Wir sind es auch so leid, von PolitikerInnen zu hören, sie seien gegen die Diskriminierung und Ausgrenzung von Lesben und Schwulen, wenn sie im selben Atemzug meinen, die völlige Gleichberechtigung könne es nicht geben! Daher fordern wir alle Menschen guten Willens auf, endlich ein Zeichen zu setzen, dass solche Ansichten und Haltungen, wie sie Ferrero-Waldner vertritt, nicht mehr mehrheitsfähig sind.â€
Kandidaten zeigen sehr wohl Profil
„Wir verstehen auch die Medien und die politischen KommentatorInnen nicht“, betont HOSI-Wien-Obmann Christian Högl, „die ständig davon reden, die beiden Kandidaten würden sich kaum unterscheiden, kaum kontroversielle Positionen vertreten und der Wahlkampf wäre langweilig. Gerade die diametral entgegengesetzten Positionen von Fischer und Ferrero-Waldner in der Frage der rechtlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften zeigen doch, dass es hier um eine Entscheidung zwischen dem Anschluss ans moderne Europa des 3. Jahrtausends auf der einen Seite und dem Festhalten am Mief der 1950er Jahre auf der anderen Seite geht, auch wenn Ferrero-Waldner gestern Abend in der TV-Konfrontation ständig die Zukunft im Munde führte. Wir richten daher an die Medien den dringenden Appell, diese fundamentalen Unterschiede der Kandidaten sehr wohl endlich herauszuarbeiten.“
„Gerade Frauen“, so Nemeth abschließend, „sollten sich von Ferrero-Waldners pseudomoderner Fassade nicht blenden lassen – dahinter verbergen sich, wie man in der Frage der Gleichstellung von Lesben und Schwulen sieht, äußerst konservative bis reaktionäre Haltungen. Und diese gilt es gerade für uns Frauen endlich zu überwinden.“
Die kompletten Interviews stehen hier zum Download bereit:
LN special kompl. (2,4 MB)
nur Interview (200 kB)
Siehe dazu auch die Aussendungen der HOSI Wien vom 17. Jännner 2004 und vom 18. Jänner 2004.