Ehe-Öffnung eine Frage des Rechtsstaates, nicht der Kirche
Wien (OTS) – Kardinal Christoph Schönborn positioniert sich im Interview mit dem „Sonntag“ gegen die Öffnung der Ehe und meint, dass die Ehe gleichgeschlechtlichen Paaren verwehrt bleiben sollte, da nur Mann und Frau Kinder bekommen können. Für die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien ist das eine Zumutung und Obmann Moritz Yvon hält die Argumentation Schönborns für absurd: „Glaubt der Herr Kardinal ernsthaft, dass weniger Heterosexuelle einander heiraten wollen, nur, weil Lesben, Schwule und Bisexuelle das jetzt auch bald dürfen? Und dass deswegen plötzlich weniger Kinder gezeugt werden? Vielleicht könnte er eine Biologie-Nachhilfestunde brauchen, denn für die Zeugung von Kindern ist so manches nötig, aber sicher kein Trauschein. Aber vermutlich weiß er das ohnehin, denn die Kirche verlangt für eine kirchliche Trauung ja auch keinen Nachweis der Fruchtbarkeit.“
Obfrau Lui Fidelsberger verlangt grundsätzlich mehr kirchliche Zurückhaltung: „Die Trennung von Kirche und Staat gibt es mit gutem Grund. Die Kirche sollte sich also aus der Zivilehe heraushalten. Sonst könnte man in der Woche des Frauenvolksbegehrens auf die Idee kommen, umgekehrt eine Anpassung der Kirche an die Gesellschaft und damit die Gleichstellung von Frauen im Klerus zu fordern. Aber uns würde es schon reichen, wenn die Kirche sich mehr um die Aufarbeitung der Vergewaltigung von Kindern in ihrer Obhut kümmern würde. Das wäre jedenfalls sinnvoller, als die gesetzlichen Rahmenbedingungen ihrer Zeugung als Vorwand zu nutzen, um erwachsenen Liebenden die Ehe abzusprechen.“
Die HOSI Wien erwartet von der Bundesregierung jedenfalls, dass diese sich an die Seite des Rechtsstaates statt an die der Kirche stellt.