AIDS-Medikamente für alle in der Dritten Welt
Helga Pankratz neue HOSI-Wien-Obfrau
Die Homosexuelle Initiative Wien unterstützt die weltweite Kampagne zugunsten Südafrikas im Rechtsstreit mit internationalen Pharma-Konzernen, der morgen vor einem Gericht in Pretoria beginnen wird.
„Am 5. März 2001 beginnt das von 39 der größten Pharma-Multis der Welt, darunter Boehringer-Ingelheim, GlaxoSmithKline, Merck, Bristol-Myers Squibb und Roche, gegen die südafrikanische Regierung angestrengte Verfahren. Sie bekämpfen ein Gesetz, das vom südafrikanischen Parlament verabschiedet und von Nelson Mandela bestätigt wurde und das den Import lebensrettender Medikamente aus Ländern, wo diese billiger sind, erlaubt. Die Firmen behaupten, das Gesetz würde ihre Patentrechte verletzen. Fast fünf Millionen SüdafrikanerInnen leben mit HIV. Aber nur wenige können sich jene Medikamente leisten, durch die AIDS in reicheren Ländern von einer tödlichen zu einer beherrschbaren Krankheit geworden ist. Diese Firmen schützen mit Hilfe einiger westlicher Regierungen ihre Monopole auf Kosten der Gesundheit von Millionen armer Menschen. Dieser Rechtsstreit zeigt, daß die Pharma-Industrie mehr darum besorgt ist, Konkurrenz auszuschalten und ihre hohen Gewinnspannen zu sichern, als tatsächlich für einen besseren Zugang zu Medikamenten zu sorgen. Wir sind der Ansicht, daß diese Klage rechtlich bedenklich und moralisch verwerflich ist. Wir appellieren an die beteiligten Firmen, ihre Klage zurückzuziehen, und an die westlichen Regierungen, die südafrikanische Regierung bei der Bewältigung der akuten HIV/AIDS-Krise zu unterstützen.“
So lautet der weltweit verbreitete Aufruf, den zahlreiche Persönlichkeiten und Organisationen, darunter die HOSI Wien, unterzeichnet haben und der in der kommenden Woche in vielen Zeitungen der Welt veröffentlicht werden soll.
Bundesregierung soll aktiv werden
Auf ihrer 22. Ordentlichen Generalversammlung hat die HOSI Wien heute (4. 3.) nachmittag eine Resolution verabschiedet, mit der die österreichische Bundesregierung aufgefordert wird, sich in allen geeigneten internationalen Gremien, insbesondere der UNO und der WTO, dafür einzusetzen, daß der Einsatz lebensrettender Medikamente, gerade in Fällen eines veritablen medizinischen Notstands, den AIDS in vielen Ländern der Dritten Welt darstellt, nicht am Profitstreben der internationalen Pharma-Konzerne scheitern darf. Brasilien etwa sieht sich wegen der Herstellung sogenannter Generika und des Parallelimports billigerer Medikamente einem Verfahren vor der Welthandelsorganisation WTO gegenüber.
Die HOSI Wien fordert die österreichischen Medien auf, über diesen internationalen Skandal (weiter) zu berichten und obigen Aufruf zu veröffentlichen. Wir hoffen, daß sich viele Nichtregierungsorganisationen aus betroffenen Bereichen wie AIDS-Hilfe oder Entwicklungszusammenarbeit dem Protest gegen diese fatale Wirtschaftspolitik, der Profite wichtiger als Menschenleben sind, anzuschließen.
Neue Obfrau
Nach zehn Jahren in ihrer Funktion als Obfrau der HOSI Wien hat sich Waltraud Riegler aus der Vorstandstätigkeit des Vereins zurückgezogen. Die HOSI Wien wird sich bei ihr mit einem „Fest für Waltraud“, zu dem alle FreundInnen und SympathisantInnen herzlich eingeladen sind, für ihr langjähriges Engagement in der Lesben- und Schwulenbewegung im allgemeinen und für die HOSI Wien im besonderen bedanken: am Samstag, 17. März 2001 (ab 20 Uhr) im HOSI-Zentrum.
Zur neuen Obfrau wählte die Generalversammlung Helga Pankratz, die seit 1981 in der HOSI Wien, wo sie damals auch die Lesbengruppe gründete, sowie in der Frauen-, Lesben- und Schwulenbewegung in verschiedenen Bereichen aktiv ist. Erst im Vorjahr wurde die Schriftstellerin, Autorin und Redakteurin des feministisches Magazins an.schläge für ihr vielfältiges und langjähriges Engagement mit dem Gay and Lesbian Award G.A.L.A. der HOSI Linz ausgezeichnet.