Schwule und bisexuelle Männer sollen weiterhin kein Blut spenden dürfen. Gleichzeitig werben Grüne im Wiener Wahlkampf um die LGBTIQ-Community – mit Anschober auf den Plakaten.
Die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien ist irritiert von Gesundheitsminister Rudolf Anschobers Stellungnahme. Denn ausgerechnet ein grün geführtes Gesundheitsministerium leugnet die Tatsache, dass schwule und bisexuelle Männer* beim Blutspenden diskriminiert werden. Derzeit dürfen Männer*, die Sex mit Männern* haben (kurz: MSM), in Österreich kein Blut spenden. Dabei käme es mitten in der derzeitigen Gesundheitskrise eigentlich auf jede*n einzelne*n Blutspender*in an. Gegen das Verbot liegt derzeit eine Petition im Parlament – zu der das Ministerium in einer Stellungnahme an den Petitionsausschuss schreibt, dass „dort keine Diskriminierung stattfindet.“ Begründet wird das bestehende Verbot mit dem höheren Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten bei MSM.
HOSI-Obfrau Otte: „Traurig, dass ausgerechnet ein grüner Gesundheitsminister Diskriminierung leugnet.“
Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien, erklärt: „Riskant ist aber nicht, mit welchem Geschlecht man Sex hat, sondern wie man diesen hat. Ein heterosexueller Mann*, der ohne Kondom mit unterschiedlichen Frauen* schläft, hat ein höheres Infektionsrisiko als schwule oder bisexuelle Männer*, die in einer monogamen Beziehung leben bzw. konsequent Kondome benutzen.“ Und sie stellt klar: „Diese pauschale Abstempelung, dass es automatisch ein Risikoverhalten wäre, als Mann* mit Männern* zu schlafen, ist heutzutage unhaltbar. Diesen Sachverhalt bestätigt auch die AIDS-Hilfe Wien in ihrer Stellungnahme. Eine Ungleichbehandlung ohne ausreichende sachliche Begründung ist genau das: Diskriminierung. Traurig, dass ein grüner Gesundheitsminister so banale Tatsachen bestreitet.“
Wiener Grüne plakatieren Anschober – und müssen jetzt Klarheit schaffen.
„Dabei heben die Grünen im Wiener Gemeinderatswahlkampf Anschober auf ihre Plakate. Und auf anderen Plakaten werben sie mit dem Slogan ‚Wer macht Equality, wenn nicht wir‘ um die LGBTIQ-Community. Wir erwarten, dass die Wiener Grünen ihre Haltung zum Blutspendeverbot und zu Anschobers Stellungnahme noch vor der Wahl kommenden Sonntag klarstellen. Man kann nicht gleichzeitig aktiv um unsere Community werben, aber dann zu solcher Politik des eigenen Ministers schweigen“, so Otte.