Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien

1. Lesben- und Schwulenverband Österreichs

HOSI Wien lädt Niki Lauda nach dessen homophoben Aussagen zum Regenbogenball ein

Lauda gegen Haider (Foto: Kernmayer)

„Wir sind wirklich fassungslos und äußerst überrascht, dass Herr Lauda solche Vorurteile gegenüber Homosexuellen hegt und den ORF in völlig ungerechtfertigter Weise angreift, weil Alfons Haider mit einem Mann in der Tanzshow Dancing Stars tanzen wird“, reagiert Christian Högl, Obmann der HOSI Wien, auf ein heute erschienenes Interview des Fluglinienunternehmers mit der Tageszeitung ÖSTERREICH.

„Wenn Niki Lauda behauptet, dass nirgendwo ein Mann mit einem Mann tanze, in keiner Disco, auf keinem Ball, dann lässt sich das leicht widerlegen: zum Beispiel durch den Wiener Regenbogenball, der dieses Jahr bereits das 14. Mal stattfindet – heuer sogar erstmals in der Hofburg und unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Heinz Fischer. Wir laden Niki Lauda ein, am 12. Februar zum Ball in die Hofburg zu kommen und sich davon zu überzeugen, in welch stimmungsvoller Atmosphäre Lesben und Schwule gemeinsam mit Heterosexuellen als gleich- und verschiedengeschlechtliche Paare übers Tanzparkett fegen.“

„Ob es ins Weltbild von Herrn Lauda passt oder nicht: 5–10 % der Bevölkerung sind schwul oder lesbisch, und auch sie zahlen ORF-Gebühren. Da ist es nur recht und billig, dass der ORF diesem Umstand Rechnung trägt und wir auch in seinen Unterhaltungssendungen ‚vorkommen‘. Die Kritik von Niki Lauda an Alexander Wrabetz und dem ORF halten wir daher für völlig unangebracht. Gerade die Aussagen von Lauda beweisen, dass es immer noch große Vorurteile gegenüber Lesben und Schwulen gibt, und da kann die selbstverständliche Teilnahme eines Männerpaars bei Dancings Stars einen wichtigen Beitrag zur Thematisierung des Themas Homosexualität leisten. Insbesondere, weil hier gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht nur auf ihre Sexualität reduziert werden, sondern weil so ganz selbstverständlich ein Aspekt der Lebensgestaltung und Freizeitkultur gezeigt wird“, so Högl weiter.

Diskriminierung der MitarbeiterInnen

„Natürlich hat Niki Lauda ein Recht auf seine Meinung, und wenn er keine Schwulen mag, ist das seine Privatsache. Aber als prominente Persönlichkeit und insbesondere als Leiter eines Unternehmens mit vielen homosexuellen Angestellten sollte er seine Aussagen in der Öffentlichkeit mit Bedacht wählen. Das ist nämlich eine perfide Behandlung der eigenen MitarbeiterInnen nach Gutsherrenart: Einerseits würdigt er sie wegen eines Persönlichkeitsmerkmals herab und vermittelt ihnen damit ihre Minderwertigkeit, andererseits missbraucht er sie aber – quasi in ‚feudaler Großzügigkeit‘ – als KronzeugInnen, um die eigene vermeintlich liberale, aber eben nicht authentische und alles andere als aufgeschlossene Einstellung unter Beweis zu stellen. Die Angestellten, die sich in ihrer persönlichen Integrität verletzt fühlen, können sich nicht wehren, wollen sie ihren Arbeitsplatz nicht verlieren. Dies stellt daher eine verschärfte, weil massenmediale sexuelle Belästigung und ein Mobbing der eigenen MitarbeiterInnen dar“, ergänzt Kurt Krickler, Generalsekretär der HOSI Wien und Vorstandsmitglied des Klagsverbands zur Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern.

„Wir erwarten nicht, dass Niki Lauda – wie er meint – sich für seine Heterosexualität entschuldigt. Das wäre absurd. Aber wir denken sehr wohl, dass eine Entschuldigung für seine homophoben Tiraden angebracht wäre“, fordert Högl abschließend.

Rückfragehinweis:
Christian Högl, Obmann, Tel. 0699-118 11 038
Kurt Krickler, Generalsekretär, Tel. 0664-57 67 466

9 Kommentare

  1. Hallo,
    ich bin zufällig auf ihre Seite gestoßen, da obiger Vorfall ja bereits durch viele Nachrichtenseiten verbreitet und thematisiert wird.
    Ich möchte weder für Hrn. Lauda sprechen, da ich den genauen Wortlaut und den Zusammenhang seiner Aussagen nicht kenne, aber als Österreicherin und Mutter möchte ich schon einige Anmerkungen machen:

    Es geht hier doch nicht darum welche sexuelle Ausrichtung jemand hat, sondern darum, dass klassische Standardtänze nun mal für Paare gedacht sind. Jedes Paar besteht aus einem weiblichen und einem männlichen Part. Sie werden mir ja hoffentlich zustimmen, dass Herr Haider eindeutig ein Mensch männlichen Geschlechts ist, seine sexuelle Neigung steht hier absolut nicht zur Debatte – wenn doch, dann müsste ja auch der Profitänzer eine gleichgeschlechtliche Neigung aufweisen.

    In einem Beitrag wurde der Schuhplattler als Beispiel eines Männertanzes herangezogen, natürlich hat sich hier schon ein weibliches Pendant – das Dirndlplatteln -entwickelt. Dieses sieht in meinen Augen genau so lächerlich aus, wie das Tanzen eines Standardtanzes von gleichgeschlechtlichen Paaren(2 Damen wären genau so fehl am Platz).

    Hier prallen Tradition und ein “zur Schau stellen” von sehr privaten Dingen aufeinander. Ich meine, die sexuelle Ausrichtung sollte daheim ausgelebt werden und geht niemanden etwas an, egal ob hetero oder gleichgeschlechtlich oder sonstwie.
    Nur weil ich mir im Fersehen nicht 2 Frackträger beim Walzertanzen anschauen möchte, bin ich doch noch lange nicht diskriminierend, ich finde es nur einfach gegen die Tradition.
    lg.
    Tina

  2. hallo tina,

    du schreibst, dass standardtänze für paare gedacht sind. und paare definierst du als aus einem männlichen und einen weiblichen part bestehend. und genau darum geht es auch, nämlich darum, dass das bild eines paares, das sich über jahrtausende in unsere köpfe eingeprägt hat, eben aus einem mann und einer frau besteht. tatsächlich gab es aber immer paare rein männlichen oder rein weiblichen geschlechts, die sich vor der öffentlichkeit verstecken mussten. paar-sein definiert sich nicht über das geschlecht, sondern über die gefühle zweier menschen für einander. schon lange gibt es eine tanztradition unter gleichgeschlechtlichen paaren, die sich, unter der androhung gesellschaflticher ächtung, nur im verborgenen entwickelt konnte. das tabuisierte und unterdrückte endlich öffentlich zu machen, ist teil eines gesamtgesellschaftlichen genesungsprozesses. unterdrückung verursacht nicht nur bei den opfern leid, sondern kostet die unterdrücker auch viel kraft.

    du schreibst, wenn zwei männer miteinander tanzen würden, dann würden sie etwas privates zur schau stellen. jetzt meine frage an dich: was tun denn verschiedengeschlechtliche paare, wenn sie miteinander tanzen? stellen sie denn nicht etwas privates zur schau? der unterschied ist nur, dass das eine tanzpaar von der gesellschaft akzeptiert wird und das andere nicht. auch die ehe ist eine alte tradition und es hat in ganz europa einen mühsamen umdenkprozess gegeben, an dessen ende schließlich eingesehen wurde, dass sich auch hier paare über gefühle und nicht geschlechtsmerkmale definieren.

  3. Hallo nightwing,
    zunächst einmal danke für deine Antwort, es tut gut eine Diskussion führen zu können, ohne gleich ins Polarisierende abzugleiten.

    Worauf ich hinaus will ist, dass für mein Verständnis Tanzen oder andere Aktivitäten (im Prinzip geht es doch um ein Verhalten in der Öffentlichkeit) nicht mit persönlich – intimen Dingen in Zusammenhang zu bringen sind.
    Ob derjenige jetzt hetero oder schwuhl, katholisch oder jüdisch, schwarz oder weiß oder sonst irgend einer Gruppierung oder Gemeinschaft angehört geht doch nur denjenigen selber an.
    Wenn niemand wüsste, dass Herr Haider homosexuell ist, dann hätte man wahrscheinlich über seinen Wunsch nur geschmunzelt, da aber Herr Haider’s sexuelle Neigungen weithin bekannt sind, wird nun automatisch thematisiert und das hat doch in einer Tanzsendung keine Relevanz.

    Ich meine, hier sollte es doch um das Können beim Tanzen gehen und ob die Juroren hier objektiv bleiben können, wage ich zu bezweifeln. Stellen Sie sich doch 2 Männer beim lasziven Tango vor – das wirkt doch nicht sexy sondern max. erheiternd. Oder aber die Koreografie wird entsprechend umgeschrieben, dann ist aber ein Vergleich zu einem anderen Tanzpaar erst recht nicht möglich.

    lg.
    Tina

  4. Bei unserer Tochtergesellschaft Lauda Air haben sich Kunden über die Aussagen von Niki Lauda zum geplanten Auftritt von Alfons Haider mit einem männlichen Tanzpartner bei Dancing Stars beschwert. Wir möchten dazu folgendes klarstellen:

    Die Lauda Air gehört seit dem Jahr 2001 nicht mehr Niki Lauda, sondern ist Teil von Austrian Airlines. Herr Lauda hat 2003 eine neue Fluggesellschaft gegründet – flyniki. Die Lauda Air hat also seit vielen Jahren keine Geschäftsbeziehung mehr mit Niki Lauda.

    Martin Hehemann
    Konzersprecher Austrian Airlines

  5. @ tina:

    ich denke gesellschaftstanz sollte ausdruck der gesellschaft sein. über eine sehr lange zeit hat sich die gesellschaft rein heterosexuell dargestellt. das trifft für das 21. jahrhundert aber nicht mehr zu.

  6. an alle, die sich bei fly niki beschweren wollen, weil sich nicht gern homophob fliegen:

    office@flyniki.com

  7. Schuhplatteln und Regenbogenball sind sicher beide nicht repräsentativ und eher ungeeignet, dem Streben nach (der ihnen zustehenden) Normalität für Schwule, Lesben und Transsexuelle Hilfe zu leisten.
    @Högl: Mit Letztgenannten könnte man den Prozentsatz noch deutlich nach oben treiben und Hern Lauda`s Weltbild mal so richtig durchschütteln…
    Tradition vs. Moderne schön und gut, aber vielleicht gibt es einen Weg, der sich im Wesentlichen an den Empfindungen der Menschen orientiert. Dann dürfen alle, die sich nicht in “der Norm” wieder finden, mit “der Katze aus dem Sack”, ohne gesellschaftliche Restriktionen zu fürchten. Und siehe da, es werden mehr als die angeführten 5-10% sein, und die Welt wird ein klein wenig wohnlicher, weil jeder Platz darin findet.
    Ich hoffe inständig, dass Menschen wie Herr Lauda durch einen “prominenten” Patzer weiter das Feuer schüren, denn die große Mehrheit braucht ein paar Eckpfeiler zur Entscheidung, und schwul/lesbisch/transsexuell ist heute etwas, womit man mit unüberlegtem Kontra bestenfalls bei radikalen Minderheiten noch einen Blumentopf abräumt. Und die sind den “Anderen” prozentual inzwischen Unterlegen. Morgendämmerung! Danke Herr Lauda, Ihr Kommentar geistert auch durch deutsche Plattformen – und dank dessen, das viele heutzutage das Thema nicht wie erwartet auf Sex reduzieren, trägt das Bekenntnis allenfalls zur De-Sensibilisierung bei.
    Auf eine entspanntere Welt, liebe Grüße von der Elbe in die Berge…

  8. Ok, HerR Lauda verträgt und verdient ein zweites R, und Unterlegen ist immer noch ein Adjektiv und somit KLEIN zu schreiben – bevor es jemand allzu buchstäblich nimmt…

  9. @Tina:

    Stimmt schon, theoretisch sollte es niemanden etwas angehen. Praktisch leben wir aber noch immer in einer Gesellschaft, in der es zumindest für Überraschung sorgt, wenn man einen Partner des gleichen Geschlechts hat. Solange das so ist, wird jede Form von öffentlich gelebter Zweisamkeit als “zur Schau stellen” empfunden.
    Dafür können Schwule und Lesben nichts. Wir wollen lediglich genauso behandelt werden, wie heterosexuelle Menschen. Wir wollen genauso leben, lieben, uns privat und öffentlich küssen dürfen wie heterosexuelle Paare. Und eben auch gemeinsam tanzen.

    Du hast gemeint, es wäre nicht “sexy sondern max. erheiternd”. Sehr viele Hetero-Burschen, die ich kenne, sehen das anders. Wenn zwei Mädels miteinander tanzen (was ja in Discos und Clubs mittlerweile Usus ist), finden diese das total sexy. Ich persönlich finde es total sexy, wenn zwei Männer gut miteinander tanzen.
    Vgl. 1: http://www.youtube.com/watch?v=3yjOJmWK1ZY
    Vgl. 2:

    Davon abgesehen ist das aber reine Geschmackssache, Objektiv sollte ausschließlich die korrekte Ausführung des Tanzes bewertet werden.

    Früher hätte man es als “zur Schau stellen” empfunden, wenn ein Paar, wo zB der Herr Afrikaner und die Dame Österreicherin ist, öffentlich getanzt hätte. Das war damals gegen jede Tradition. Dinge ändern sich. Ich glaube dir schon, dass du nicht diskriminieren willst – es ist für dich wahrscheinlich nur ungewohnt. Aber “ungewohnt” heißt ja nicht gleich, dass es schlecht ist.

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