„Auch wir sind tief betroffen über den Tod von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer“, erklärt Cécile Balbous, Obfrau der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, „denn mit ihr verliert die österreichische Lesben- und Schwulenbewegung und die LSBT-Community eine ihrer seit Jahrzehnten wichtigsten Verbündeten in der österreichischen Politik. Als engagierte Kämpferin für Gleichstellung und Gleichberechtigung nicht nur von Frauen und Männern, sondern auch gegen die Diskriminierung von Minderheiten hat sich Prammer stets konsequent an vorderster Front für entsprechende Gesetzesänderungen eingesetzt – ob bei der Strafrechtsreform, der rechtlichen Anerkennung homosexueller NS-Opfer im Opferfürsorgegesetz oder für die Eingetragene Partnerschaft, um nur die wichtigsten zu nennen. Bereits im Februar 1997 empfing sie als damalige Frauenministerin VertreterInnen der HOSI Wien zu einem Gespräch.“
Keine Berührungsängste
„Bei ihrem Engagement hat Prammer – ohne jegliche Berührungsängste – auch öffentlich viele deutliche und mit hoher Symbolkraft verbundene Zeichen der Unterstützung dieser Anliegen gesetzt“, ergänzt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl. „So übernahm sie regelmäßig den Ehrenschutz über wichtige Veranstaltungen der HOSI Wien und anderer LSBT-Organisationen, etwa 1998 über die Jahrestagung des europäischen Lesben- und Schwulenverbands ILGA-Europa in Linz, bei der sie eine vielbeachtete Rede hielt. Zehn Jahre später, im Herbst 2008, übernahm sie – diesmal in ihrer Funktion als Nationalratspräsidentin – nicht nur den Ehrenschutz über die von der HOSI Wien ausgerichteten ILGA-Europa– und ILGA-Weltkonferenzen in Wien, sondern lud die TeilnehmerInnen der Weltkonferenz auch zu einem Empfang ins Palais Epstein – eine echte Sensation, denn noch nie in der 30-jährigen Geschichte der ILGA war diese in ein nationales Parlament eingeladen worden. Im November 2009 wiederum lud Prammer zum Festakt ‚30 Jahre HOSI Wien‘ ins Hohe Haus am Ring. Und über den Regenbogenball, auf dem sie auch Stammgast war, hat sie ebenfalls regelmäßig den Ehrenschutz übernommen; 2011 hielt sie in der Hofburg die Eröffnungsrede.“
„Wir trauern um eine Weggefährtin, die die Anliegen der Lesben- und Schwulenbewegung wie kaum eine andere Persönlichkeit der österreichischen Politik über Jahrzehnte hinweg mit viel Engagement vertreten hat und der HOSI Wien bis zuletzt freundschaftlich verbunden war. Sie wird uns sehr fehlen“, so Balbous abschließend.