„Wir sind von den Entscheidungen des Verwaltungsgerichts Wien in Sachen Homo-Ehe nicht wirklich überrascht“, erklärt Christian Högl, Obmann der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien. „Das Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe wegen der ‚Unehelichkeit‘ von Kindern in einer eingetragenen Partnerschaft zu Fall bringen zu wollen kommt uns doch etwas sehr weit hergeholt vor. Darüber hinaus wird mit einer solchen Begründung das längst überwunden geglaubte Stigma unehelicher Kinder indirekt neu befeuert. Und das finden wir mehr als problematisch.“
„In Österreich werden mittlerweile mehr als 40 % aller Kinder unehelich geboren. Die Unehelichkeit von Kindern ist daher ganz normal und keinesfalls ein Makel. Dass ausgerechnet Lesben und Schwule das jetzt anders sehen und sich zur reaktionären Speerspitze einer ans 19. Jahrhundert gemahnenden Biederlichkeit machen, ist sehr bedauerlich“, meint Högl weiter.
Keine bedingungslose Öffnung der Ehe
„Die heutigen Entscheidungen machen einmal mehr deutlich, dass die Frage der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare am besten wieder dorthin verlagert werden sollte, wo sie in erster Linie zu entscheiden wäre, nämlich ins Parlament. Und bei dieser Gelegenheit sollte das Eherecht gleich überhaupt modernisiert werden. Denn die Ehe, wie sie heute besteht, ist ohnehin nicht wirklich attraktiv. In einigen Punkten ist die eingetragene Partnerschaft (EP) moderner als die Ehe, und da sollte die Ehe lieber an die EP angepasst werden als umgekehrt“, erläutert Högl. „Die HOSI Wien hat immer den Standpunkt vertreten, dass die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare – insbesondere, wenn damit der Wegfall der eingetragenen Partnerschaft einhergehen sollte – an eine Reform und Modernisierung des Eherechts geknüpft sein muss. Eine Gleichstellung um jeden Preis lehnen wir ab.“
Diese differenzierte Haltung wurde durch die Generalversammlung des Vereins einstimmig ins Forderungsprogramm der HOSI Wien aufgenommen und zuletzt vergangenen September einmal mehr bestätigt. Dies ist auch der Grund, warum die HOSI Wien die BürgerInnen-Initiative „Ehe gleich“ nicht unterstützt.
Auszug aus dem Forderungsprogramm der HOSI Wien:
Daher fordern wir ein modernes, den heutigen Bedürfnissen der Menschen angepasstes PartnerInnenschaftsrecht für alle. In diesem Sinne fordern wir sowohl das Weiterbestehen einer modernen – (…) zusätzlich reformierten – EP als auch die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Sollte jedoch mit der Öffnung der Ehe die EP abgeschafft werden, so fordern wir, davor die Ehe grundsätzlich (…) zu modernisieren.