Die diskriminierungsfreie Blutspende scheitert in Österreich seit Jahren am Widerstand des Roten Kreuzes. Schwule und bisexuelle Männer* sind immer noch per se ausgeschlossen. Trotz wissenschaftlicher Belege, eines parlamentarischen Expert*innenhearings und praktischer Beispiele aus dem Ausland, die eine Abschaffung der diskriminierenden Praxis befürworten, gibt das ÖRK keinen Fußbreit nach. Wir fragen uns dann immer: Warum eigentlich? Wir glauben die Ursache nun gefunden zu haben: LGBTIQ-Feindlichkeit.
So schreibt der Biologie- und Lehrbeauftragte des Roten Kreuzes, Rudolf Öller, in dem am 13. März erschienenen Artikel der Vorarlberger Nachrichten, einen von LGBTIQ-Hass nur so triefenden Artikel. Unter dem Titel „Die Biologieleugner“ holt er zu einem Gesamtschlag gegen queere Aktivist*innen aus. Er greift sowohl geschlechtergerechte Sprache, als auch die adäquate medizinische Versorgung transidenter Jugendlicher an. Er schafft es in wenigen Zeilen die LGBTIQ-Community und gegenwärtige Geschlechterforschung mit Corona-Leugner*innen, radikalen Sekten und Kindesmisshandlung in Verbindung zu bringen.
Wir beobachten seit langem, dass Artikel über Trans- und Interthemen immer Expertise vortäuschen, wo keine ist. Es wird behauptet es gäbe eine Art “Umoperierungsindustrie” und Zwang zur Transition. Beides ist schlicht gelogen. Sein Schwadronieren über Chromosomen, Hormone und primäre Geschlechtsorgane, lässt uns einige Jahrzehnte zurückblicken, als auch homosexuelle Beziehungen unter dem Deckmantel von Biologie und Natürlichkeit verfolgt und bestraft wurden. Sein Artikel reiht sich in eine Kaskade rückschrittsgwandter Attacken ein, die uns bereits aus rechtskonservativen, und gegen LGBTIQ gerichteten, Kreisen bekannt sind, deren Ziel es ist Hass gegen uns zu schüren und unsere Rechte zu beschneiden. Wir beobachten, wie jene besorgniserregende Entwicklung langsam an Fahrt gewinnt. Der Hass gegenüber LGBTIQ-Menschen wächst und wirkt tief in die Politik mit ein.
Es ist letztendlich schockierend, welches Unwissen, falsche Unterstellungen, gemeine Vorurteile und letztlich blinder Hass von einem Lehrbeauftragten des Roten Kreuzes hier öffentlich verbreitet werden. Ist Respekt oder zumindest Abstand nehmen von Verbreitung falscher Tatsachen und diskriminierender Polemik über queere Menschen wirklich zu viel verlangt Rotes Kreuz?
Update: Das Rote Kreuz Vorarlberg hat sich mittlerweile von den Aussagen Öllers distanziert. Er war bis 2019 ihr Lehrbeauftragter.