„Fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung sind homosexuell – gerade angesichts des Kopf-an-Kopf-Rennens zwischen Ampel und Schwarz-blau können Österreichs rund eine halbe Million Lesben und Schwule das mehrheitsbeschaffende Zünglein an der Waage sein“, weist HOSI-Wien-Obfrau Waltraud Riegler auf dieses Potential hin, das die drei Ampelparteien im Wahlkampf auch bereits für sich entdeckt haben.
„Allerdings muß dieses Potential mobilisiert werden. Die HOSI Wien appelliert daher an alle Lesben und Schwulen, sich darüber bewußt zu werden, daß sie es selbst in der Hand haben, ihre rechtliche und gesellschaftliche Lage zu verbessern. Eine Chance, die am 3. Oktober nicht vertan werden sollte, denn die nächste kommt vielleicht erst in vier Jahren wieder!“
Konservative Mehrheit hieße weitere vier Jahre Stagnation und Unfreiheit
„Durch die schwarz-blaue Mehrheit im Parlament gibt es seit Jahren Stillstand“, erklärt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl. „Österreichs Lesben und Schwule müssen neidvoll miterleben, wie ein Land nach dem anderen in Europa gleichgeschlechtliche PartnerInnenschaft rechtlich anerkennt, während bei uns nicht einmal noch alle Sondergesetze gegen Schwule aus dem Strafrecht entfernt sind. Wir sind BürgerInnen dritter Klasse, Österreich ist in Sachen Gleichstellung von Homosexuellen Schlußlicht in Europa, ein Entwicklungsland. Eine Ampelmehrheit im Nationalrat, selbst bei Fortsetzung der Großen Koalition, ist Voraussetzung dafür, daß sich daran etwas ändern kann. Eine schwarz-blaue Mehrheit hieße vier weitere Jahre Diskriminierung und Unterdrückung.“
Schicksalswahl wie 1971
„Österreichs Lesben und Schwule können sich ein progressives Parlament wählen“, meint auch HOSI-Wien-Generalsekretär Kurt Krickler, „und wieder Anschluß ans fortschrittliche Europa finden. So wie 1971, als Bruno Kreisky nach einem Jahr Minderheitsregierung und der Ankündigung, das Totalverbot der Homosexualität aufheben zu wollen, die absolute Mehrheit errang. Und zwar dank der Stimmen jener zahlreichen bürgerlichen Lesben und Schwulen, die aufgrund des Leidensdrucks bereit waren, über ihren politischen Schatten zu springen und SPÖ zu wählen. Heute stehen wir vor einer ähnlichen Situation: Angesichts der Entwicklungen im Ausland und der Stagnation bei uns müssen sich alle wie damals sagen: Es reicht uns!“
Keine schwul/lesbische Stimme für ÖVP und FPÖ
Die HOSI Wien appelliert daher an alle Lesben und Schwule, keine Stimme der ÖVP oder FPÖ, unseren Unterdrückern, zu geben. In den letzten Jahren haben beide Parteien zur Genüge bewiesen, daß Lesben und Schwule von ihnen nicht die geringste Verbesserung ihrer Lage zu erwarten haben. Wir rufen daher auf, die Ampelparteien zu wählen, wobei wir zu bedenken geben, daß eine Ampelmehrheit nur realistisch ist, wenn das LiF den Einzug schafft. Lesben und Schwule sind wahlentscheidend und mehrheitsbeschaffend, das haben Tony Blair, Lionel Jospin und Gerhard Schröder und jetzt auch Viktor Klima erkannt. Nun liegt es an Österreichs Lesben und Schwulen zu zeigen, daß sie sich ihrer Macht bewußt und auch bereit sind, diese einzusetzen. Und sie sollten auch in ihrem Familien- und Bekanntenkreis Überzeugungsarbeit leisten und für die Stimmenabgabe für jene Parteien werben, die für die Menschenrechte und gegen die Diskriminierung von Lesben und Schwulen eintreten.