Am kommenden Samstag findet zum achten Mal die Regenbogenparade statt, die dieses Jahr von der HOSI Wien koordiniert wird. Der bunte Demonstrationszug wird sich ab 15 Uhr ausgehend vom Stadtpark gegen die Fahrtrichtung des Rings bis zum Museumsquartier bewegen, wo die Schlussveranstaltung stattfinden wird und für die das MuQa als Kooperationspartner gewonnen werden konnte.
„Die Regenbogenparade ist seit ihrem ersten Stattfinden im Jahr 1996 zum wichtigsten Event für die österreichische Lesben-, Schwulen- und Transgender-Bewegung geworden. Auch tausende sympathisierende Heterosexuelle werden wieder mit dabei sein und ein Zeichen für eine Kultur der Akzeptanz und Gleichberechtigung setzen“, erklärt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl.
„Es haben sich wieder viele Gruppen, Organisationen und Lokale für die Teilnahme im Paradenzug angemeldet. Besonders freut uns dabei, dass dieses Jahr die lesbische Präsenz durch die Teilnahme einer Reihe von Frauengruppen sehr groß sein wird“, ergänzt HOSI-Wien-Obfrau Helga Pankratz. „Auch das Angebot in der Paradennacht nach der Celebration, das durch verschiedene Szenelokale und Clubbing-VeranstalterInnen bestritten wird, bietet eine beeindruckende Vielfalt.“
Heftige Kritik an der Bundesregierung
Stand im Vorjahr die Parade ganz im Zeichen der Aufhebung des berüchtigten § 209 StGB durch den Verfassungsgerichtshof (VfGH), so können sich Österreichs Lesben und Schwule heuer schon auf die Umsetzung der EU-Antidiskriminierungsrichtlinien 2000/43 und 2000/78 freuen, die sich allerdings leider noch verzögert. „Termin wäre ja bereits der 19. Juli – aber die blau-schwarze Regierung hat nicht einmal noch einen Gesetzesentwurf vorgelegt. Daran erkennt man gleich den geringen Stellenwert, den sie der Bekämpfung von Diskriminierung beimisst“, kritisiert HOSI-Wien-Generalsekretär Kurt Krickler, der auch Vorstandsvorsitzender des europäischen Lesben- und Schwulenverbands ILGA-Europa ist.
„Außerdem plant die Regierung, die Richtlinien bloß in ihrer von der EU vorgegebenen Minimalvariante durch entsprechende Novellierung der bestehenden Gleichbehandlungsgesetze umzusetzen, statt bei dieser Gelegenheit ein umfassendes Antidiskriminierungsgesetz, wie wir dies – nach dem Vorbild verschiedener EU-Staaten – fordern, zu verabschieden. So werden Lesben und Schwule nur vor Diskriminierung in der Arbeitswelt geschützt werden, nicht jedoch auf anderen Gebieten, wie es die so genannte Anti-Rassismus-Richtlinie vorsieht, nämlich auch in den Bereichen Sozialschutz, einschließlich der sozialen Sicherheit und der Gesundheitsdienste, soziale Vergünstigungen, Bildung und insbesondere beim Zugang zu und bei der Versorgung mit Waren und Dienstleistungen.“ (Vgl. auch Aussendung vom 27. Mai 2003.)
Machtvolle Demonstration für gleiche Rechte
„Eines muss uns klar sein“, ergänzt Pankratz realistisch: „Die ÖVP/FPÖ-Regierung ist eine der lesben- und schwulenfeindlichsten Regierungen in ganz Europa, nicht nur in der EU. Daher würden heuer Österreichs Lesben und Schwule ohne die EU nicht einmal diese Antidiskriminierungsbestimmungen bekommen, die sie zumindest vor Benachteiligungen in der Arbeitswelt schützen. Weitere Forderungen zur Gleichstellung bleiben jedoch unerfüllt und rücken weiter in die Ferne: Die Wiedergutmachung homosexueller NS-Opfer, die Aufhebung der 209er-Ersatzbestimmung, des § 207b StGB sowie die rechtliche Anerkennung und Gleichstellung gleichgeschlechtlicher PartnerInnenschaften mit verschiedenengeschlechtlichen. Deshalb ist es so wichtig, dass Lesben, Schwule und Transgender-Personen zumindest einmal im Jahr in Massen auf die Straße gehen und für ihre Rechte und Gleichstellung machtvoll demonstrieren!“
HINWEIS: Die HOSI Wien hat auf ihrem Website auch eine eigene Abteilung mit umfangreichen Materialien zum Thema Antidiskriminierung eingerichtet.