Datum: Samstag, den 3. März 2018
Einlass: 19 Uhr
Eröffnung: 19:30 Uhr: Bundesrätin Ewa Dziedzic (Die Grünen)
Ausstellungsdauer: 4.–31. März 2018
Ort: Gugg, Heumühlgasse 14, 1040 Wien
Petra Paul setzt sich seit den 1990er Jahren fotografisch mit der Dekonstruktion von Geschlecht auseinander, indem sie in den Selbstdarstellungen weibliche und männliche Images zugleich festhält. In der Ausstellung Portraits as Images wurde 2002 diese Serie erstmals in Wien gezeigt, gefolgt von Ausstellungen wie female masculinity, My Body is My Home, que(e)r & andersrum oder die im letzten Jahr im Gugg präsentierte Schau Cherchez la femme. Der Gedanke, dass Weiblichkeit eine Verhüllung und im Sinne Joan Rivieres eine Maske sei, führt zu einer Dekonstruktion der traditionellen Selbstdarstellung. Durch ritualisierte Wiederholung von Handlungen bzw. Performanz (John L. Austins) werden Bezeichnungen und Begriffe erzeugt und erscheinen als natürlich – es wird die Illusion einer Geschlechtsidentität suggeriert. Die Fotografien stellen die aufgrund gesellschaftlicher Heteronormativität miteinander gekoppelten Kategorien sex, gender und desire in Frage.
Da Darstellungen von Geschlecht individuell interpretierte Nachahmungen einer Fiktion sind, sind Crossdressing, Travestie und Mimikry somit offen für Subversion und Widerstand, wenn beispielsweise die Codes vertauscht, die Grenzen verwischt werden. Dass eine Maske jederzeit austauschbar ist, zeigen die parodistischen Bilder, in denen – als Travestie der Travestie – maskuline Elemente (aufgeklebter Bart) ebenso einfließen wie weiblich konnotierte (z. B. aufgeklebte lange Fingernägel).
Die Protagonistin ist nicht nur image, sondern auch gleichzeitig image-maker, indem sie Geschlechtergrenzen auflöst. Ging es am Anfang vor allem darum, die intakte Bildwelt zu stören, um die Problematik der Repräsentation des weiblichen Körpers und den männlichen Blick, so haben sich diese Sujets im Laufe der Zeit verändert. Das Spiel mit Weiblichkeit und Männlichkeit wurde mit Themen wie Frieden, Rassismus, Antisemitismus u. a. kombiniert. Andererseits tauchen Inhalte schon früh in den Fotografien auf, z. B. der Rahmen. In einer Serie für eine Ausstellung im Pride Village 2017 inszenierte sich Petra Paul mit Rahmen.
Handelte es sich bei den frühen S/W-Arbeiten um analoge Fotografie, so wurde diese nun meist durch digitale Farbfotografie ersetzt. Um die Differenz zu früheren Arbeiten zu verdeutlichen, werden zwei unterschiedliche Ausstellungspräsentationen gewählt: Die S/W-Fotografien werden vor Wandteppichen präsentiert, die Farbfotos vor weißen Wänden.