In einem Interview auf Ö3 – nachzuhören unter diesem Link – hat Bundeskanzler Wolfgang Schüssel heute seine ablehnende Haltung zur rechtlichen Gleichstellung gleichgeschlechtlicher PartnerInnenschaften mit dem Schutz und der besonderen Förderung von Ehe, Familie und Kindern begründet. „Diese Gleichsetzung von Ehe, Familie und Kindern ist nicht nur völlig weltfremd angesichts des Umstands, dass in Österreich rund ein Drittel der Kinder unehelich geboren wird, sondern auch eine Verhöhnung alleinerziehender Mütter und Väter“, kommentiert Bettina Nemeth, Obfrau der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, diese Ansichten aus vergangenen Jahrhunderten. „Zusätzlich bedeutet diese Gleichsetzung aber auch, dass Schüssel alle Eltern zur Heirat zwingen will, falls sie und ihre Kinder in den vollen Genuss jener Privilegien kommen wollen, die an die Ehe geknüpft sind.“
„Für Kinder, die von ihrer biologischen Mutter oder ihrem biologischen Vater in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft großgezogen werden – und davon gibt es ja laut offiziellen Schätzungen des Justizministeriums bereits einige tausend in Österreich –, bedeutet Schüssels Gleichsetzung aber auch, dass sie für die sexuelle Orientierung ihrer Mutter oder ihres Vaters bestraft werden, denn diese können ihre/n gleichgeschlechtliche/n Partner/in ja nicht heiraten. Wenn Schüssel den besonderen Schutz und die besondere Förderung von Familien und Kindern an die Ehe knüpft, dann werden gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern davon ausgeschlossen und diese Kinder massiv diskriminiert und benachteiligt“, ergänzt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl.
„Wann werden Schüssel und seine Partei endlich begreifen, dass Kinder auch außerhalb der Ehe geboren werden und aufwachsen? Wann werden Schüssel und seine Partei endlich begreifen, dass es viel mehr kinderlose heterosexuelle Ehepaare gibt als kinderlose homosexuelle Leider-nicht-Ehepaare? Wann werden Schüssel und seine Partei endlich begreifen, dass zwei 50-jährige Heterosexuelle, die heiraten und keine Kinder bekommen, nicht mehr Schutz und Förderung durch die Gesellschaft benötigen als zwei Lesben oder zwei Schwule, die gemeinsam Kinder aufziehen?“ fragt sich Nemeth. „Es ist einfach unglaublich, dass jemand heutzutage noch derart hinterwälderische, verzopfte und letztlich menschen- und kinderverachtende Ansichten vertritt – selbst als konservativer Politiker! Wir unterstützen die besondere Förderung von Familien mit Kindern, aber aller Familien mit Kindern und ungeachtet dessen, ob die Eltern verheiratet sind oder nicht. Und wir sind gegen Privilegien für Zweierbeziehungen ohne Kinder – egal, ob verschieden- oder gleichgeschlechtlich.“