Kommenden Sonntag wird bei den schwedischen Parlamentswahlen eine Rekordzahl von 180 (!) offen lesbischen Kandidatinnen bzw. offen schwulen Kandidaten antreten, und zwar que(e)r durch den politischen Gemüsegarten von ganz rechts (Christdemokraten) bis ganz links (Linkspartei/
Ex-Kommunisten). Schon jetzt sind fünf offen schwule Abgeordnete von fünf verschiedenen Parteien im Reichstag vertreten.
In Österreich hingegen wird mit Ulrike Lunacek von den Grünen eine einzige offen homosexuelle Person an wählbarer Stelle für den Nationalratswahl kandidieren. „Allein daran lässt sich schon erkennen, dass wir in Österreich lesben- und schwulenpolitisch noch in der Steinzeit leben“, erklärt dazu Bettina Nemeth, Obfrau der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien. „Während die Kandidatur offen lebender Lesben und Schwuler auch für konservative Parteien in vielen europäischen Ländern längst zur politischen Normalität zählt, müssen wir uns in Österreich immer noch mit der rechtlichen Gleichstellung herumschlagen.“
Dank ÖVP absolutes Schlusslicht in Europa
„Die Ursache für diese Rückständigkeit hat einen Namen“, ergänzt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl: „ÖVP. Seit 23 Jahren verfügt sie gemeinsam mit der FPÖ bzw. dem BZÖ über eine bürgerlich-rechte Mehrheit im Nationalrat, und seit 20 Jahren ist sie in der Regierung vertreten. Fast ein Vierteljahrhundert hat sich die ÖVP jetzt vehement und erfolgreich gegen jeden Fortschritt gestemmt und jede noch so kleine Verbesserung zu blockieren und zu verhindern versucht. Dadurch ist Österreich in Sachen Gleichstellung von Lesben und Schwulen zum absoluten Schlusslicht in Europa geworden.“
Podiumsdiskussion im HOSI-Zentrum
Warum in Österreich so wenige offen schwule und lesbische KandidatInnen zur Nationalratswahl antreten, warum bei uns nichts weitergeht und ähnliche Fragen können den ParteienvertreterInnen am kommenden Dienstag bei einer Wahldiskussion im HOSI-Zentrum gestellt werden. Alles Nähere dazu hier.
Vorbild Schweden
Nicht nur der hohe Anteil offen homosexueller KandidatInnen, sondern auch deren parteipolitische Vielfalt kann einen nur neidisch nach Schweden blicken lassen. Denn diese Vielfalt ist Ausdruck dafür, dass Lesben- und Schwulengleichstellung in allen Parteien entsprechend verankert ist. Die 180 offen homosexuellen KandidatInnen für die Wahl 2006 teilen sich übrigens auf die einzelnen Parteien wie folgt auf:
Bürgerlicher Block:
Kristdemokraterna: 3
Moderaterna (konservativ): 20
Centerpartiet (ehem. Bauernpartei): 16
Folkpartiet (Liberale): 42
Linksblock:
Miljöpartiet (Grüne): 17
Socialdemokraterna: 30
Vänsterpartiet (Ex-Kommunisten): 32
Außerdem treten folgende, derzeit nicht im Riksdag vertretene Parteien an:
Feministiskt initiativ: 17
Junilisten (Anti-EU-Bewegung): 2
Sjukvårdspartiet (Krankenpflegepartei): 1