„Die Situation für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender-(LSBT)-Personen hat sich im internationalen Vergleich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Trotzdem existiert Diskriminierung in unterschiedlichen Formen nach wie vor. Daher ist es auch wichtig, weiterhin ein Zeichen für Gleichberechtigung zu setzen und die seit Jahren erfolgreiche Regenbogenparade um zusätzliche Programm-Elemente zu erweitern“, erklärte CSD-Vienna-Sprecherin Ewa Dziedzic heute vormittag im Rahmen einer Pressekonferenz zu Vienna Pride, der vom 14. bis 19. Juni 2011 in der Bundeshauptstadt über die Bühne gehen wird. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Show Your Face!“, soll zum öffentlichen Bekenntnis einladen und auch heterosexuelle Menschen gleichermaßen mit einschließen.
„Ein weltoffenes Wien braucht Mut zur Vielfalt und Menschen, die sich dafür stark machen. Vienna Pride gibt vielen Lesben, Schwulen und Transgenderpersonen jedes Jahr Mut und stärkt ihnen den Rücken“, begrüßte auch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) die mehrtägige Veranstaltung, die auch zahlreiche gesellschaftspolitische Ziele verfolgt. „Die Wiener Haltung ist klar: Wir fordern die Öffnung der Ehe für schwule und lesbische Paare und darüber hinaus die Aufhebung des Verbots der Adoption und medizinisch unterstützter Fortpflanzung sowie die Änderung des Namensrechts in der Eingetragenen Partnerschaft“, so Vassilakou weiter.
„Wien ist eine Stadt der Offenheit und des gegenseitigen Respekts. Diesen Gedanken bringt Vienna Pride deutlich zum Ausdruck. Rechtlich wurde viel erkämpft, gesellschaftlich ist noch einiges an Bewusstseinsbildung notwendig. Deswegen hat die Stadt Wien das Wiener Paket für Vielfalt und Akzeptanz geschnürt, mit dem wir diskriminierenden Tendenzen entschieden entgegentreten. Homophobie und Transphobie haben in dieser Stadt keinen Platz“, unterstrich Antidiskriminierungs-Stadträtin Sandra Frauenberger.
Gesellschaftspolitische Änderungen sind überfällig
Bei allem Entertainment und den beeindruckenden Shows stehe ein ernsthaftes und dringliches Anliegen im Vordergrund, führte CSD-Vienna-Obmann Andreas Salat aus. „Wir verfolgen mit Vienna Pride klare Ziele, die ein gleichberechtigtes Leben ermöglichen sollen“, so Salat.
„Auch im rechtlichen Bereich gibt es noch einiges zu tun“, ergänzte HOSI-Wien-Obmann Christian Högl. „Nicht nur das Gesetz über die Eingetragene Partnerschaft muss nachgebessert werden, auch der Schutz vor Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung muss auf Bereiche außerhalb der Arbeitswelt erweitert und damit an jenes Schutzniveau angeglichen werden, das für andere Gruppen bereits besteht.“
Lesbenpower auf der Regenbogenparade
Die seit 1996 stattfindende Regenbogenparade wird seit 2003 von der HOSI Wien veranstaltet. „Die Regenbogenparade wird einer der Höhepunkte einer mehrtägigen Veranstaltungsreihe im Zeichen der Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz sein“, freut sich HOSI-Wien-Obmann Christian Högl über Vienna Pride 2011 und die diesbezügliche Zusammenarbeit mit dem CSD Vienna. „Wir hoffen, viele Wienerinnen und Wiener sowie Gäste aus den Bundesländern und dem Ausland dabei begrüßen zu können.“ Am 18. Juni 2011 werden wieder rund 100.000 Menschen bei der Regenbogenparade auf der historischen Wiener Ringstraße für ein buntes Treiben sorgen. Der Zug mit zahlreichen Beiträgen unterschiedlicher Organisationen und Vereine startet um 15 Uhr bei der Börse und bewegt sich vom Schottenring aus entlang Kai, Schwedenplatz, Urania, Stadtpark, Karlsplatz, Heldenplatz bis zum Rathausplatz. Neu in diesem Jahr sind eine Fotozone im Startbereich und eine Promi-Jury, die die besten Beiträge prämieren wird.
Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des internationalen Frauentages werden heuer nicht nur – wie es Tradition ist – die Dykes on Bikes die Regenbogenparade anführen, sondern es wird einen eigenen Frauen-Truck geben, um ein klares Zeichen für die Sichtbarkeit von Frauen/Lesben zu setzen. „Lesbische Frauen waren und sind Protagonistinnen der Frauenbewegung, die ihnen viele wichtige Impulse und ausdauernde Kämpfe für Frauen- und Lesbenrechte verdankt”, betonte Dziedzic, Initiatorin von Lesbians’ Pride.
Am Rathausplatz wird ab 18 Uhr die Abschlusskundgebung in Form der „Pride Show“ als rauschende Party mit zahlreichen Acts, aber auch politischen Statements stattfinden. „Unter anderem werden Acts wie POP:SCH, Oscar Loya aus Deutschland, The Bad Powells, Mave O’Rick, ein ‚Best of Musical‘ und der Unterhaltungscocktail ‚Best of Burlesque‘ das Publikum verzaubern“, erklärt Andreas Salat.
Ein buntes Dorf am Naschmarkt
Im Zuge von Vienna Pride öffnet erstmalig auch das „Pride Village“ von 14. bis 17. Juni 2011 seine Pforten. Dort erwartet die BesucherInnen ein anregender Mix aus Diskussionen, Show-Programm und Verköstigung als Einstimmung auf die Parade. Das Zeltdorf bei der U-Bahn-Station Kettenbrückengasse zwischen Rechter und Linker Wienzeile soll als Ort des Austauschs, der Begegnung und natürlich auch des Vergnügens fungieren. „Das ‚Pride Village‘ wird die Lebensfreude der LSBT-Community im Vorfeld der Parade deutlich zeigen“, erklärt Salat.
Es soll auch die öffentliche Wahrnehmung erhöhen, da hier über mehrere Tage hinweg inhaltliche Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Themen der LSBT-Community stattfindet. Die zahlreichen Pagodenzelte abseits des großen Festzeltes werden dabei von unterschiedlichen NGOs und Vereinen bespielt, die über aktuelle politische Fragestellungen informieren. Parallel dazu wird sich die Community-Gastronomie um das leibliche Wohl und Erfrischungen kümmern. In den frühen Abendstunden finden unterschiedliche Diskussionen statt, etwa zu Themen wie „Lesben und Schwule über 50 Jahre“ oder „LSBT-Migrantinnen und -Migranten“. Zu späterer Stunde
beeindrucken aufwendige und schillernde Shows mit einem vielfältigen Entertainment-Angebot. Ein Sandstrand lädt zum Verweilen und Faulenzen ein und vermittelt erste Urlaubsgefühle vor Beginn der großen Reisezeit. An der Eröffnung des „Pride Village“ am 14. Juni 2011 ab 18 Uhr werden im Hauptzelt auch PolitikerInnen teilnehmen.
Fulminantes Finale am Rathausplatz
Den krönenden Abschluss von Vienna Pride bildet unmittelbar nach der Regenbogenparade die „Pride Show“, die heuer erstmalig am Wiener Rathausplatz stattfindet und damit direkt im Herzen der Stadt und an einem Ort, der für Miteinander und Respekt, aber auch politische Grundsätze steht. Dieser Ort ist auch im internationalen Vergleich einzigartig. Direkt im Anschluss an die Parade begrüßen TänzerInnen die TeilnehmerInnen mit einer beeindruckenden Show, bevor österreichische und internationale KünstlerInnen für Stimmung sorgen.
Traditionell wird in den LSBT-Lokalen die ganze Nacht weiter gefeiert. Ein besonderes Angebot stellt die Vienna Pride Night dar, die heuer noch größer ist und an drei Locations stattfindet: brut, Badeschiff, lutz – der club. Alle drei Clubs sind mit einem Kombiticket zugänglich. Alle Infos dazu auf www.viennapridenight.at.
(Gemeinsamer Pressetext von CSD Vienna und HOSI Wien – leicht gekürzt)
Rückfragehinweis:
Christian Högl, Obmann, Tel. 0699-118 11 038