Gestern Nachmittag, 30. 4., traf Claudia Schmied, SPÖ-Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, mit VertreterInnen der HOSI Wien zusammen. Sie zeigte sich sehr interessiert an den Aktivitäten des Vereins und ließ sich über die Anliegen von Lesben und Schwulen speziell im schulischen Bereich informieren.
„Wir berichteten der Ministerin über unsere eigene Untersuchung, wonach in Österreich im internationalen Vergleich eine krasse Unterversorgung mit Lehrmaterialien und pädagogischer Theorieproduktion zu schwul/lesbischen Themen vorherrscht“, berichtet HOSI-Wien-Mitarbeiterin Helga Pankratz. „Das erschwert natürlich die Thematisierung von Homosexualität in den Schulen selbst durch engagierte Lehrkräfte.“
„Wir betonten, dass die verpflichtende vorurteilsfreie Aufklärung über das Phänomen Homosexualität flächendeckend in allen Schulen eine wichtige Voraussetzung wäre, um das Klima für homosexuelle Menschen in Österreich grundlegend positiv zu ändern. Denn gerade bei den ganz jungen Menschen muss angesetzt werden, um nachhaltig Haltungsänderungen zu bewirken“, erklärt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl. „Wir würden uns hier nicht nur bessere Lehrbücher wünschen, sondern auch eine entsprechende Änderung der Lehrpläne.“
„Die HOSI Wien bietet ja auch Information und Aufklärung für Schulklassen an. Auf Einladung gehen so genannte ‚Peers‘ in Schulklassen, um mit den SchülerInnen über das Thema zu diskutieren. Peers sind MitarbeiterInnen unseres Vereins, die ungefähr gleichaltrig wie die SchülerInnen sind und deshalb einen direkteren Zugang zu ihnen haben als ältere Erwachsene. Dieses Projekt und unsere Erfahrungen damit haben wir der Ministerin auch vorgestellt“, berichtet HOSI-Wien-Aktivistin Daniela Turic.
„Wir haben gegenüber der Ministerin auch bedauert“, so Högl weiter, „dass der Lehrberuf nach wie vor zu jenen Berufen zählt, in denen Lesben und Schwule sich am stärksten verstecken. LehrerInnen, die geoutet sind, stellen immer noch eine verschwindende Minderheit dar, was insofern sehr schade ist, als gerade offen homosexuelle LehrerInnen durchaus Rollenvorbilder für junge Lesben und Schwule wären. An dieser Situation hat sich leider auch durch das neue Gleichbehandlungsrecht nichts geändert, das seit 2004 jegliche Diskriminierung auch von LehrerInnen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verbietet. Wir haben daher angeregt, dass das Ministerium hier deutlich klarstellt, dass LehrerInnen keinerlei beruflichen Nachteile im Falle eines Coming-out zu befürchten haben.“
„Das Gespräch lief in äußerst freundlicher und freundschaftlicher Atmosphäre ab, und Frau Ministerin Schmied zeigte sich unseren Anliegen gegenüber sehr aufgeschlossen“, so Högl abschließend.