„Rund zehn Prozent aller Frauen und 50 Prozent der homosexuellen Menschen sind Lesben“, erklärt HOSI-Wien-Obfrau Helga Pankratz. „So selbstverständlich das für uns in der HOSI Wien sein mag, wo 50 % der Vereinsmitglieder Lesben sind und derzeit 2/3 der Vorstandsfunktionen von Lesben bekleidet werden, so notwendig ist es, diesen Umstand der breiten Öffentlichkeit und den politisch Verantwortlichen bewusst zu machen.“
HOSI Wien verabschiedet „Lesbenresolution“ zum Internationalen Frauentag
Deshalb hat Österreichs ältester Lesben- und Schwulenverband gestern auf seiner 24. Jahresversammlung eine eigene „Lesbenresolution“ verabschiedet.
Sexismus und Homophobie bilden unheilige Allianz
„Dass es weniger lesbische Frauen als schwule Männer gebe, ist ein Irrtum, der auf nichts anderem als der geringen Beachtung beruht, die Lesben bei PolitikerInnen und in den Medien finden. Diese geringe Sichtbarkeit wird außerdem oft bagatellisierend damit erklärt, dass Lesben weniger diskriminiert wären. Das Gegenteil ist der Fall: Lesbische Frauen haben es objektiv besonders schwer, sich zu outen, denn sexistische Geringschätzung von Frauen und antihomosexuelle Ressentiments gehen eine bedrückende Allianz ein, die ganz besondere Hürden für lesbisches Coming-out im sozialen und beruflichen Umfeld auftürmt.“
Breite Bewusstseinsbildung nötig
„Um die eklatante Benachteiligung lesbischer Frauen auszugleichen, bedarf es deshalb einer besonderen Sensibilisierung der politischen EntscheidungsträgerInnen, der Wirtschaft, von Interessenvertretungen und speziell der Medien, die selbst bei einschlägigen Themen meist nur von schwulen Männern berichten, lesbische Frauen jedoch fast immer völlig ignorieren“, betont HOSI-Wien-Obmann Christian Högl. „Wir verlangen mit unserer Resolution nicht mehr und nicht weniger als eine bewusste und ausdrückliche Lesben-Förderung in allen gesellschaftlichen Bereichen, den Abbau von Ignoranz und Vorurteil – vom Schulbuch bis zum Fernseh-Unterhaltungsprogramm.“
Spezifische Ergänzung bestehender Forderungen
„Die Forderungen dieser Lesbenresolution sind kein Ersatz für die bereits bekannten aktuellen Forderungen der HOSI Wien, wie etwa nach Entschuldigung des Parlaments für die im 20. Jahrhundert begangenen staatlichen Verbrechen an Lesben und Schwulen, nach Entschädigung der lesbischen und schwulen Opfer einer antihomosexuellen Rechtsprechung, nach Schaffung der Eingetragenen PartnerInnenschaft oder eines Antidiskriminierungsgesetzes“, ergänzt Pankratz, „sondern eine notwendige Ergänzung dazu, um die spezifisch lesbischen Anliegen und Akzentuierungen innerhalb dieser gemeinsamen Forderungen bewußt hervorzustreichen.“
„Schwestern, kommt aus euren Schränken!“
„Kommt heraus, Schwestern!“ ermutigt die wiedergewählte Obfrau denn auch Österreichs prominente Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen und Sportlerinnen, die ihr Lesbischsein bisher geheimgehalten haben, sich zu deklarieren, und zeigt sich überzeugt: „Die Vorbildwirkung möglichst vieler öffentlich sichtbarer Lesben wird allen Frauen und dem gesellschaftlichen Klima in diesem Land sehr gut bekommen.“
Die Resolution findet sich hier im vollen Wortlaut und steht auch als PDF zur Verfügung.