Ziele
Seit 1979 sind wir die größte politische Interessenvertretung von Lesben, Schwulen und Bisexuellen in Österreich. Seit 2017 setzen wir uns auch für geschlechtliche Vielfalt ein. Wir treten gegenüber Minister*innen, Abgeordneten und anderen Politiker*innen sowie gegenüber Parteien, Behörden, den Medien und der Öffentlichkeit vehement für unsere Anliegen ein, vor allem durch persönliche Kontakte zu Politiker*nnen und Journalist*innen und ein immer weiter gestricktes Netzwerk aus queeren Organisationen in ganz Österreich. Zu den Zielen, für die wir kämpfen (siehe auch Leitbild, Forderungsprogramm und Statuten), zählen u. a.:
- rechtliche Gleichstellung und Durchsetzung der Grund- Menschen- und Persönlichkeitsrechten von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und intergeschlechtlichen Menschen in allen Lebensbereichen zu erreichen;
- alle, insbesondere aber strukturelle Formen von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität zu bekämpfen;
- das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und intergeschlechtlichen Menschen zu stärken und sie bei ihrem persönlichen Coming-out-Prozess zu unterstützen;
- zum Abbau der in der Gesellschaft und Bevölkerung gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender und intergeschlechtlichen Personen bestehenden Vorurteile beizutragen;
- die allgemeine Bewusstseinslage in der Bevölkerung und Gesellschaft positiv zu beeinflussen, damit die Ablehnung, Diskriminierung und Benachteiligung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität überwunden werden kann;
- eine öffentliche Rehabilitierung aller lesbischen und schwulen Opfer staatlicher Unterdrückung und Verfolgung in den letzten hundert Jahren zu erreichen;
- den Kampf gegen die Unterdrückung, Verfolgung und Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen sowie von intergeschlechtlichen und Transgender-Personen im In- und Ausland zu unterstützen.
Erfolge
Wichtige Erfolge, herausragende Meilensteine und Höhepunkte – Zusammenfassung des bisher Geleisteten und Erreichten
Rechtliches
- Aufhebung der vier Sonderparagraphen im Strafrecht (1989: § 210; 1996: §§ 220 und 221; 2002: § 209); Teil-Rehabilitierung der Strafrechtsopfer
- Asylgesetz 1991: Verfolgte Lesben und Schwule können in Österreich politisches Asyl erhalten (die HOSI Wien hat seit 1984 etliche Fälle erfolgreich betreut)
- Streichung der Krankheitsdiagnose „Homosexualität“ aus dem österreichischen Diagnoseschlüssel (1991)
- Anerkennung von „sexueller Orientierung“ als Verfolgungsgrund in drei Gesetzen über die Schaffung von Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus: Nationalfonds 1995, Versöhnungsfonds 2000, Allgemeiner Entschädigungsfonds 2001
- Betreuung einer Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte: historisches Urteil zugunsten gleichgeschlechtlicher Lebensgefährt*innen betreffend Mietrecht (2003)
- Gesetzlicher Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung in der Arbeitswelt durch das Gleichbehandlungsgesetz und Bundesgleichbehandlungsgesetz 2004
- Rehabilitierung der homosexuellen NS-Opfer: Aufnahme ins Opferfürsorgegesetz (2005); Aufhebung der NS-Unrechtsurteile durch das Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz (2009)
- Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen mit verschiedengeschlechtlichen Lebensgemeinschaften bei der Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung durch das Sozialrechts-Änderungsgesetz (SRÄG) 2006
- 2007 wichtiger Sieg für die Meinungsfreiheit in einem Ehrenbeleidungsprozess, den der ÖVP-Abgeordnete Walter Tancsits gegen die HOSI Wien angestrengt hatte
- 2009: Umsetzung der Eingetragenen Partnerschaft per 1. Jänner 2010
- 2011: Ausweitung des Verhetzungsverbots im § 283 StGB auf Verhetzung wegen sexueller Orientierung
- 2015: Explizite Übernahme der Schutzkategorien des § 283 StGB (inkl. „sexuelle Orientierung“) in den § 33 StGB („Besondere Erschwerungsgründe“ für die (höhere) Strafbemessung bei Delikten, die aus bestimmten Motiven heraus begangen werden)
- 2016: Bundesgesetz über die Errichtung der Bundesanstalt „KZ-Gedenkstätte Mauthausen/Mauthausen Memorial“ (Gedenkstättengesetz – GStG): Erstmals wird eine LSBT-Organisation namentlich in einem Bundesgesetz genannt: Das GStG sieht im § 15 Abs. 3 Zi 10 vor, dass die HOSI Wien im „Internationalen Beirat“ dieser Bundesanstalt vertreten ist
Politik
- Zahlreiche Stellungnahmen zu Gesetzesentwürfen im Rahmen der Begutachtungsverfahren
- Anhörungen im Parlament (z. B. Justiz-Unterausschuss 1995, Österreich-Konvent 2003)
- Tausende Kontakte zu Politiker*innen, hunderte persönliche Gespräche
- Hunderte Aktionen (darunter auch zahlreiche „direct actions“) – z. B. Teilnahme an Demonstrationen, Proteste bei Veranstaltungen und Pressekonferenzen, Besetzung eines Ministerinnenbüros (Welt-AIDS-Tag 1988), internationale Kampagne gegen die Wahl Walter Schwimmers (ÖVP) zum Generalsekretär des Europarats (1998/99), Besuch bei den drei EU-Weisen in Heidelberg anlässlich der Maßnahmen der EU-14 gegen die Bundesregierung (2000), kompromisslose Beteiligung am Widerstand gegen Blau-Schwarz u. v. a. m.
- Anbringung des weltweit ersten Gedenksteins für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus (ehemaliges KZ Mauthausen 1984)
- Seit 1988 federführend im Kampf um die rechtliche Anerkennung und Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partner*innenschaften, u. a. zwei aufsehenerregende „Aktionen Standesamt“ (1989 und 1994)
Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
- Tausende Medienkontakte
- Hunderte Presseaussendungen, hunderte Interviews für Printmedien, Radio und Fernsehen im In- und Ausland
- Seit 1979 Herausgabe der LAMBDA-Nachrichten, mit bisher 190 Ausgaben
- Hunderte Artikel und Beiträge für andere Medien verfasst
- Sieben Bücher herausgegeben
- Seit 1996 Internet-Auftritte für die HOSI, Regenbogenball, Regenbogenparade, ViennaPride, Names-Project uvm.
- Hunderte Teilnahmen an und Auftritte bei Veranstaltungen und wissenschaftlichen Tagungen im In- und Ausland
- 1982 erstmals öffentliche Veranstaltung zum Christopher Street Day; 1984 erste CSD-Demo durch die Wiener Innenstadt; etliche Jahre Mitveranstaltung der „Warmen Wochen“; seit 1996 Teilnahme an der Regenbogenparade, seit 2003 Organisation derselben
- 2010 Herausgabe der weltweit ersten Briefmarke mit LGBTIQ-Motiv (und HOSI-Wien-Logo) durch die österreichische Post
Internationales
- Seit 1981 äußerst aktives Mitglied der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) und ihrer Arbeitsgruppen (Europarat/KSZE; EG; AIDS), 1986-92 stellvertretendes ILGA-Aktionssekretariat
- 1982-90 Betreuung des ILGA-Informationspools für Osteuropa (EEIP), jährliche Berichte verfasst
- Für die ILGA drei Weltkonferenzen (1983, 1989, 2008), eine Regionaltagung für Ost- und Südosteuropa (1993) ausgerichtet, für die ILGA-Europa drei Seminare veranstaltet (1999, 2000, 2001) und Gastgeberin ihrer 12. Jahreskonferenz (2008)
- Drei Jahre (1990-93) mit John Clark den ILGA-Generalsekretär und sieben Jahre (1997-2003) mit Kurt Krickler den Vorstandsvorsitzenden der ILGA-Europa gestellt, der von Oktober 2005 bis Oktober 2006 abermals Vorstandsmitglied der ILGA-Europa war und seit 2003 deren Ehren-Vizepräsident ist
- Teilnahme an hunderten internationalen Konferenzen und Tagungen
- Lobbying bei Europarat, OSZE, EU und UNO
- Von 2004 bis 2010 war Kurt Krickler Vorstandsmitglied der European Pride Organisers Organisation (EPOA), seit 2012 ist er EPOA-Ehrenmitglied. Von 2019 bis 2022 war Katharina Kacerovsky-Strobl im EPOA Vorstand als Membership & Outreach Coordinator tätig.
- 2013 Zuerkennung des Konsultativstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC)
- Seit 2011 HOSI wien ist Mietglied der internationelen LGBTIQ Jugendorganisation The International Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer & Intersex (LGBTQI) Youth and Student Organisation (IGLYO)
- Kurt Krickler ist auch Kuratoriumsmitglied der Initiative Queer Nations
- 2016: HOSI Wien erhält Zuschlag für die Ausrichtung von EuroPride 2019
- 2019: Ausrichtung der EuroPride Parade und des dazugehörigen Kulturfestivals, mit historischen Teilnehmendenzahlen
Soziales & Geselliges
- 1980–2010 Kommunikations- und Veranstaltungszentrum in der Novaragasse 40 in ehrenamtlicher Selbstverwaltung – im Durchschnitt 4-5mal pro Woche geöffnet – Treffpunkt, Anlaufstelle, Ort der Begegnung
- Im Juni 2010 Eröffnung des neuen Vereinszentrums Gugg in der Heumühlgasse 14 im 4. Wiener Gemeindebezirk
- Seit 1981 wöchentliche Treffen der Lesbengruppe, seit 1983 der Jugendgruppe
- Seit 1991 Frauentanzabende und -kurse im HOSI-Zentrum
- Seit Gründung telefonische und persönliche Beratung
- Hunderte Veranstaltungen und Feste im HOSI-Zentrum
- Organisation des Regenbogenballs (seit 2004)
- 2015: Eröffnung des Anbaus der HOSI Wien mit neuem Büro und Salon Helga
AIDS-Arbeit
- Herausgabe der 1. AIDS-Info-Broschüre Europas (1983)
- Mitarbeit an der 1. großen Studie in Europa zur HIV-Prävalenz unter Schwulen (1984/85)
- Mitbegründung der Österreichischen AIDS-Hilfe (1985)
- Jährliche AIDS-Info-Monate 1987-93
- Gründung der „AIDS-Offensive“ (1991) und der (wöchentlichen) „Familienrunde“ (1997) – beide inzwischen eingestellt
- Mitbegründung des Names Project Wien (1992)
- Wöchentliches PosiHIVes Café im HOSI-Zentrum 1993-2000
- Organisation des Menschenrechtsmarsches im Rahmen der Welt-AIDS-Konferenz 2010 in Wien
Kultur & Bildung
- Seit 1982 eigene Theatertruppe: „The HOSIsters“ – jährlich neue Produktion
- Organisation mehrwöchiger Lesben- und Schwulen-Filmfestivals (1987-90 sowie 1993 und 1994)
- Mehrere Ausstellungen im HOSI-Zentrum und auswärts, z. B. 2001 Aus dem Leben am Heldenplatz in Wien
- Mitarbeit an mehreren Filmprojekten sowie Realisierung des Films „Der HOSI-Clan“ (2000)
- Organisation von bzw. Teilnahme an hunderten Veranstaltungen, Diskussionsrunden, Vorträgen etc. im HOSI-Zentrum und auswärts
- Seit 2019: Neues Schul- und Bildungsprojekt FLAGincluded.
Vernetzung
- Von Anfang an versteht sich die HOSI Wien als Teil der Alternativbewegung bzw. Zivilgesellschaft und ist mit diesen, aber auch Jugendorganisationen u. a. stark vernetzt:
1980 Teilnahme an den Festwochen alternativ: Verabschiedung des gemeinsamen Manifests „Für eine neue Liebesunordnung“ - HOSI-Wien-MitarbeiterInnen im Vorstand der Initiative Minderheiten und der Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung
- Mitglied im Nationalkomitee sowie im NGO-Netzwerk zum UNO-Menschenrechtsjahr 1998 – Ausarbeitung des gemeinsamen „Forderungskatalogs österreichischer nichtstaatlicher Organisationen zur strukturellen Verankerung der Menschenrechte in Österreich“
- Mitarbeit am Entwurf für ein österreichisches Antidiskriminierungsgesetz (1998-2001)
- 2003 Mitarbeit an der Erstellung eines Leitbilds für die Initiative CSR (Corporate Social Responsibility) Austria – „Wirtschaftlicher Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung“. Dank HOSI Wien verpflichten sich Österreichs Unternehmen laut diesem Leitbild, auch gegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung zu wirken
- 2004 ist die HOSI Wien Gründungsmitglied des Klagsverbands zur Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern gewesen, in dessen Vorstand Kurt Krickler von der Gründung an bis Jänner 2015 als Kassier tätig war
- Kurt Krickler war Beiratsmitglied bei Glocalist Medien und Mitglied im Expert*innenbeirat des Gedenkprojekts „Erinnern für die Zukunft” der Mariahilfer Kulturplattform; er war außerdem Kuratoriumsmitglied im Mauthausen-Komitee Österreich und Vertreter der HOSI Wien im „Internationalen Beirat“ der Bundesanstalt „KZ-Gedenkstätte Mauthausen/Mauthausen Memorial“. Diese Funktionen übt aktuell Markus Steup aus.
- Gudrun Hauer vertrat die HOSI Wien im Gesellschaftlichen Beirat der Republik Österreich zur Neugestaltung der Österreich-Ausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau, nach ihrem Tod im November 2015 übernahm Waltraud Riegler diese Funktion
- Die HOSI Wien ist auch Mitglied der Initiative Menschenrechte jetzt, der Allianz GewaltFREI Leben, Netzwerk V-Start gegen Hass im Netz
- Die HOSI Wien nimmt auch regelmäßig am jährlichen Bundeländervernetzungstreffen der österreichischen LGBTIQ-Community teil.